René Sellmers Haar-Sozialismus im Kleinen

Bei „Emma“ an der Maybachstraße gibt sich der Kunde voll in die Hände des Profis. Und bezahlt nach eigenem Gutdünken.

Krefeld. "Wenn du weißt, wie du deine Haare haben willst, bist du bei uns falsch", sagt René Sellmer, Chef bei "Emma Hair-revolution" in Oppum, lachend. Denn hier hat nicht der Kunde, sondern der Friseur das Sagen. Mit klaren Vorstellungen, wie die Frisur später aussehen soll, braucht man Sellmer und seinem Team gar nicht erst zu kommen.

Wer auf einem der bequemen Ledersessel im lichtdurchfluteten Salon an der Maybachstraße Platz nimmt, gibt das Kommando ab - und darf nur noch eine Entscheidung treffen: ja oder nein, für oder gegen den Vorschlag des Friseurs. Dafür bestimmt der Kunde später selbst, was ihm das neue Styling wert ist und bezahlt, indem er sein Geld in einen verschlossenen Umschlag steckt.

"Sozialismus im Kleinen", nennt René Sellmer das. Seine Überzeugung: Exklusivität ist nicht käuflich - auch wenn der höchste Betrag, den er bislang im Umschlag fand, 500 Euro waren. "Exklusiv ist, wenn du zu uns kommen kannst, aber deine Nachbarin nicht, weil sie nicht so gut drauf ist wie du", erklärt er.

Es wird längst nicht jeder bedient, der bei "Emma" zur Tür hereinspaziert. Wenn ein Kunde sich nicht auf das Konzept einlassen will, muss er wieder gehen. Vor allem Frauen haben oft ein ganz bestimmtes Bild davon, wie sie nach dem Friseurbesuch aussehen wollen - doch das lässt sich eigentlich nie realisieren.

Daher steht beim "Emma"-Team das typgerechte Styling im Mittelpunkt, denn die Profis wissen besser als der Kunde, was geht und was eben nicht, welcher Schnitt oder welche Farbe zu einem Menschen passt.

Und da kennt sich René Sellmer wahrlich aus: Der gebürtige Krefelder machte seinen "Art Director" bei Vidal Sassoon, war für Udo Walz tätig und hat schon so manchen berühmten Haarschopf in Topform gebracht.

Für immer wieder neue Inspirationen sorgt unter anderem der alljährliche Trip nach Las Vegas, wo sich das Team bei verschiedenen Workshops auf den neuesten Stand in Sachen Hairstyling bringt. Ganz nach Sellmers Motto: "Wer aufhört, besser zu werden, hört irgendwann auf, gut zu sein."

Der enervierende, begeisterungsfähige Chef färbt auf Kollegen und Kunden gleichermaßen ab: "Wir duzen uns hier alle. Die Kunden kommunizieren auch miteinander. Das ist eine große Party."

Bleibt noch eine Frage: Wer ist denn nun eigentlich Emma? "Meine Jüngste", erklärt René Sellmer und zeigt voller Vaterstolz auf ein riesiges Schwarz-Weiß-Plakat der niedlichen jungen Dame gegenüber der Eingangstür.