Krefelder machen Schulerfahrungen: Der finnische Weg des Lernens

Die Krefelder Sozialpädagogen Karen von Schmude und Peter Schroers waren in Helsinki den Pisa-Gewinnern auf der Spur.

Krefeld. „Wir brauchen jeden. Hoffnungslose Fälle können wir uns nicht erlauben.“ Die finnische Schule ist lebensnah und die Grundeinstellung ist nach über 30 Jahren Praxis in der gesamten Bevölkerung tief verwurzelt. Unabhängig von jedem Parteibuch.

Die beiden Krefelder Schulsozialpädagogen Karen von Schmude (Kurt Tucholsky Gesamtschule) und Peter Schroers (Gesamtschule Kaiserplatz) wollten hautnah erleben, warum Finnland einsame Spitze in Sachen Schule ist.

In Helsinki und Umgebung waren mit dabei, vier weitere Sozialpädagogen aus dem Rheinland sowie acht Lehrer aus fünf europäischen Ländern. Träger der Maßnahme war das EU-Bildungsprogramm Comenius.

Seit Beginn der 1970er Jahre ist die neunjährige Gesamtschule als Pflichtschule das Kernstück der schulischen Bildung in Finnland. Die Überzeugung, dass jedes Kind etwas kann und dass es lernen will, durchzieht die Schulen.

Dabei wurde im Laufe der Jahre auf jede Fach- und Leistungs-Differenzierung verzichtet und die Wertschätzung individueller Unterschiede von Schülern zum Zentrum des Lehrens und Lernens erhoben. Kinder mit Behinderungen haben ihren festen Platz in allen Schulen, Förderschulen gibt es nicht.

„Grundlage des finnischen Schulsystems ist das Deutsche. Doch wir haben es längt weiter entwickelt und optimiert“, berichtet Jari Salminen, Professor für Schulgeschichte an der Universität von Helsinki.

Doch es ist nicht allein das Schulsystem, es sind die vielen Details im Laufe der Reise, die überzeugen und oftmals Erstaunen auslösen. Dabei gilt von Nord bis Süd ein weiterer Grundsatz: „Alle Kinder müssen gleiche Unterrichtsbedingungen vorfinden, also müssen alle Schulen gleich ausgestattet sein.“ Das Bildungsministerium prüft daher weniger Unterrichtsinhalte sondern vielmehr die Bedingungen.

Das elektronische Klassenbuch ist längst „selbstverständlich“. Ein Wort, das wir immer wieder hören. Selbstverständlich können die finnischen Eltern abends übers Internet ins Klassenbuch schauen und dort prüfen, ob der Sprössling zu spät in den Unterricht gekommen ist oder vielleicht sogar geschwänzt hat. Die Hausaufgaben, auch wenn sie in der Schule schon erledigt wurden, sind dort ebenfalls nachzulesen.

Sollte es Schwierigkeiten im Schulalltag geben, hilft selbstverständlich das „Wohlfühlteam“. Ein Netzwerk bestehend aus Schulpsychologen, Sozialpädagogen, dem Klassenlehrer, dem Schullauflernberater, der Schulkrankenschwester, zusätzlich einem Sonderpädagogen bei Lernschwierigkeiten oder einem Schularzt bei gesundheitlichen Problemen. Weiteres Fachpersonal nicht ausgeschlossen.

„Wir müssen auf jeden aufpassen. Finnland ist nur ein kleines Land“, meint Rektor Ismo Olav Kjäldman von der Leppävaaren Lukio.

Dort dreht sich gerade eine Woche lang in jedem Fach alles um das Thema Sport. Da macht das Büffeln von Englisch Vokabeln Spaß.

Bereits um 11.30 Uhr geht es in die Mensa. In Finnland ist für jeden Schüler das Mittagessen kostenlos und es schmeckt bestens. Die Fächer Handbarbeit und Technik sind Pflichtfächer.