Krefelder segelt einmal um die Welt
Für die WZ berichtet Andreas Franke von unterwegs.
Krefeld. Das Versprechen war — ob fertig oder nicht — am 4. Mai starten wir; was nicht fertig ist, wird unterwegs gemacht. Also muss die Nähmaschine, das Schweißgerät, und was man sonst so auf einer Weltumsegelung braucht, mit.
Freunde begleiten uns auf der ersten Etappe durchs Ijsselmeer bis nach Amsterdam. Wenn das kein Omen ist: Bei Windstärken von sieben bis acht auf der Beaufortskala brettern wir durch die erste Etappe. Die Gesamtwetterlage verheißt nichts Gutes.
Bei Ijmuiden raus auf die Nordsee, unsere Crew besteht jetzt aus vier Leuten, erfahrene Segler, einer muss sich gleich übergeben. Die ersten Tage bescheren uns das komplette Programm, Kachelwetter, aufregende Nachtfahrten, in der wir von der Küstenwache durch ein Unterwasseroperationsgebiet geleitet werden. Im englischen Kanal herrscht außerdem noch dichter Nebel. Hier ist es dann schon die französische Küstenwache, die — ohne Kennung — aus dem Nebel auftaucht und uns zum Verlassen des Seegebiets auffordert: Wegen des Nebels könnten wir die Fischer nicht sehen. Also Umweg nach Boulogne sur Mer, Einfahrt bei dichtem Nebel mit Radar und GPS. Kaum sind wir drin, strahlender Sonnenschein.
Eine Nacht ausschlafen, dann machen wir den verhängnisvollen Fehler und laufen Cherbourg an, um Alexandra aufzunehmen. Besser wären wir direkt nach Guernsey durchgesegelt, denn danach war das Wetterfenster zu, nur noch Windstärken von sechs bis sieben. Der erste Versuch, nach Guernsey zu gelangen scheitert, auf Bitten unserer Crew kehren wir um. Eine übergibt sich, der andere hat Todesangst. Sieben Windstärken stehen gegen eine Acht-Knoten-Strömung, da baut sich eine Welle auf, das Wasser sieht aus, als koche es.
Wir laufen vor den Wellen ab, das macht dann schon wieder Spaß. Danach gehen zwei von Bord, der Rückflug von Guernsey wartet. Zwei Österreicher kommen an Bord, einer war Landesmeister im 470er-Segeln. Aber die liegen den ganzen Tag in der Koje, als es wieder ähnlich kachelt, zumindest erreichen wir Guernsey. Hier gehen auch die beiden von Bord — der Atlantik ist eben etwas anderes, als Segeln auf dem Bodensee.
Dann erreichen wir nach heftigem Wetter (angesagt war nur Windstärke fünf) Brest, hier sieht es schlecht aus: Die Wettervorhersagen verheißen für den Ritt durch die Biskaya nichts Gutes. Wir wollen uns schon auf mehrere Tage in Brest einrichten, da entdecken wir ein Wetterfenster von zweieinhalb Tagen: Wenn wir es zwischen zwei Tiefausläufern schaffen, am Cap Finestre zu sein, können wir durchkommen. Der Ritt beginnt, sechs Windstärken von achtern, an Schlafen ist bei dem Eierkurs nicht zu denken, man wird in der Koje hin und her geworfen.
Delfine spielen immer wieder mit dem Bug unseres Schiffes, sie zanken sich regelrecht darum, wer direkt am Bug schwimmen darf.
Vor dem Cap entscheiden wir uns, mehr nach Osten abzulaufen, auf La Coruna zu. Wir würden es um das Cap Finestre nicht vor dem Tief mit angesagter Windstärke acht schaffen. Nach zwei Tagen erreichen wir La Coruna, wiederum zwei Tage später Lissabon.
Jetzt kommen endlich die ersehnten Premieren: Das erste Mal draußen frühstücken, das erste Mal schwimmen — wenn auch noch mit Neopren, wir haben auch eine Tauchausrüstung mit. Die jetzige Crew drei Frauen und zwei Männer harmoniert wunderbar, die Barfußroute hat begonnen.