„Kultur findet Stadt(t)“: Junge Szene - Das Lied von der Glocke als Rap in fünf Minuten

Pop, Rock und Co. sind vor allem am Hansa-Centrum im Einsatz. Selbst Schiller wird einer Erfrischungskur unterzogen.

Krefeld. Bässe dröhnen aus den Boxen der Bühne am Hansa-Centrum, auf der vorher noch „Les Hommes Ventrus“ traditionelle Tanzmusik zum Besten gaben. Ganz klar, in Krefelds Zentrum findet Kultur statt. Jetzt sind es die beiden Hip-Hopper von Soundkomplex, die dafür sorgen, dass sich die Bühne vor dem Eingang des Hansa-Centrums innerhalb von Minuten füllt und die Leute trotz der Mittagshitze die jungen Musikkünstler unterstützen. Ihr Abschiedslied spielen die Sprechgesangakrobaten zusammen mit Kewn und Fortyone, bevor der Krefelder Kultentertainer Caco zum zweiten Mal an diesem Tag die Bühne betritt.

Für seinen Poetry-Slam hat er nur fünf Minuten Zeit. In einer rasenden Geschwindigkeit rappt Caco Fridrich Schillers 1799 veröffentlichen Text „Das Lied von der Glocke“ und erntet für diesen Vortrag lautstarken Applaus von den zum Teil verwunderten, zum Teil begeisterten Zuhörerinnen und Zuhörern. „Ich musste das Gedicht noch in der Schule auswendig lernen und weiß, was das für eine Arbeit war“, so Caco, der ergänzt: „Da ich nur fünf Minuten Zeit hatte, musste es schnell gehen. Ich glaube, sowas haben die Leute auch noch nicht gehört.“ Nicht zuletzt die jungen Hip-Hopper von Soundkomplex staunen zumindest nicht schlecht, als Krefelds unverkennbarer Künstler mit der Mütze rasant Schillers Text rezitiert.

Deutlich langsamer, dafür aber nicht weniger einprägsam präsentiert sich am frühen Samstagabend auf der Bühne Ecke Loh-/Marktstraße der Krefelder Singer/Songwriter Patrick Richardt. Neben Titeln aus seinem aktuellen Album „Wie nach Kriegen“, kommt das bunt gemischte Publikum auch in den Genuss, einen vollkommen neuen Song des Musikers zu hören. „Es war ein wunderbares Miteinander rund um die Bühne herum. Es hat mal wieder viel Spaß gemacht, in Krefeld vor so einem tollen Publikum auftreten zu dürfen“, sagt Richardt nach dem Auftritt. Mit seiner Musikmischung aus Pop, Rock und einfühlsamen deutschen Texten trifft er bei den Zuschauern genau ins Schwarze. „Seine Texte sind sehr persönlich und ich kann mich damit gut identifizieren“, sagt Nabila. Zusammen mit ihrer Schwester Ruby ist sie zur Markstraße gekommen, um Patrick Richardt live zu hören.