Kulturpunkt: Hannes Wader - krawattenfreier Musikgenuss

Die "Symbolfigur des Friedensliedes" lädt zur Reise durch die politische Geschichte.

Krefeld. Ohne Umschweife kommt Hannes Wader zur Sache: "Heute hier, morgen dort!" Zaghaft beginnen manche in der Friedenskirche mitzusingen. Doch der Sänger fordert nicht dazu auf, und so bröckelt der leise Chor bald wieder ab. Man hat den Eindruck, nein: die Sicherheit, dass alle Anwesenden sämtliche Strophen mitschmettern könnten.

Diese große Gesellschaft des krawattenfreien Konzerts kennt Hannes Wader seit 30, 40 Jahren. So kann die Begrüßung von Joachim Watzlawik keine neuen Erkenntnisse für die Freundesschar des anspruchsvollen deutschen Liedguts bringen. Sie wollen einfach nur der "Symbolfigur des Friedensliedes" lauschen.

Mehr erfahren die Zuhörer in den Moderationen des Sängers. Wader erzählt, wie er zu Texten gekommen ist, dass die Suche nach Übersetzungen ins Deutsche ihn oft getrieben hat und schließlich darin endete, dass er selber Songs schreiben musste.

Aber es ist auch eine Zeitreise in die politische Geschichte der vergangenen ein, zwei Jahrhunderte. Da werden Kämpfe für Demokratie und Frieden besungen, es wird an vergessene Helden erinnert, wie an Robert Blum, einen Mitstreiter der Revolution von 1848, oder mit "Mamita Mia" an den spanischen Bürgerkrieg.

Einen aktuelleren Bezug hat das Lied "Die Mine": Seit 1975 haben Landminen und Splitterbomben über eine Million Menschen das Leben gekostet. Zur eindrucksvollen Lautmalerei entwickelt sich bei diesem Stück Waders Gitarrenbegleitung.

Nach der Pause feiert er einen Kollegen, der ihn in all den Jahren stark beeinflusst hat. Es ist der mittlerweile 90-jährige Pete Seeger aus der internationalen Friedensbewegung, den er vor 50 Jahren erstmals in Dänemark traf. Es folgen Lieder, deren Melodien und Texte jeder kennt: "Sag’ mir, wo die Blumen sind" und "Die Gedanken sind frei".

Mit "Trotz alledem" verabschiedet sich Wader zum ersten Mal. Nach drei Zugaben entlässt das Publikum den 67-Jährigen in den wohl verdienten Feierabend.