Lautes und Leises rund um die Liebe

Die Theatergruppe der Lebenshilfe bringt im Südbahnhof „L’amour und anderes Gedöns“ auf die Bühne.

Krefeld. „Es geht um die Liebe.“ Wie bei der stillen Post wechselt der Satz seinen Besitzer. Zwölf Darsteller tuscheln auf der Bühne. Sie alle tragen elegante Kleider in Schwarz und Rot. Ein Akkordeon spielt leise Melodien. Dann wird es auf einmal laut. „Es geht um die Liebe!“, ruft ein junger Mann mit schwarzer Melone, schwarzem Hemd und roter Krawatte.

Das Theaterstück „L’amour und anderes Gedöns“ ist eröffnet. Die Theatergruppe „Hieristwaslos“ der Lebenshilfe Krefeld hat ihr neues Stück im Südbahnhof auf die Bühne gebracht. In verschiedenen Kurzszenen zeigten die Darsteller die Facetten des größten Gefühls.

„Bei den Proben haben wir mit der Gruppe zuerst darüber nachgedacht, was für sie das Wort ‚Liebe’ überhaupt bedeutet“, erzählt Leiterin Mariola Küsters, „dabei sind ganz viele unterschiedliche Gefühle hochgekommen.“

Gerade Menschen mit Behinderung hätten die besondere Gabe, ihre Gefühle sehr stark zum Ausdruck zu bringen, sagt Küsters. „Und das ist auch auf der Bühne zu spüren.“

Während ein Darsteller auf einer Bank sitzt und versucht, die vorbeilaufenden potentiellen Liebhaberinnen mit Pralinen und Blumen zu betören, grölt das Publikum vor Lachen. Als er dann auch noch mit Leichtigkeit seine Hüften schwingt und die Damen ihn trotzdem stehen lassen, gibt es für ihn einen lauten Zwischenapplaus.

Dann sind da aber auch die leisen Momente im Publikum, wenn die Münder sich schließen und die Augen groß werden: Ein Darstellerpaar spielt eine abgewandelte Form von Romeo und Julia vor. „Die wahre Liebe lässt Feuer in dir glühen. Sie ist die Kraft, die alles schafft.“

Seit Januar hat Mariola Küsters mit weiteren Helfern das Stück mit den jungen Erwachsenen alle drei Wochen im Krefelder Werkhaus geübt. „Unsere Proben sind sehr intensiv.“ Küsters lacht. „Und das, was dann auf der Bühne passiert, ist meistens sowieso ganz anderes als das im Skript. Aber das ist eben so mit unserer Truppe.“

Das Ende des Stückes zeigt deutlich, dass dann doch Strukturen wiederzufinden sind. Nach vierzig Minuten verabschiedet sich die Gruppe „Hieristwaslos“ mit Definitionen über die Liebe. „Liebe ist Sex“, „Liebe ist Küssen“, „Liebe ist ein Abendessen mit meinem Freund“, „Liebe ist Beisammensein“ oder „Liebe ist L’amour und anderes Gedöns“.