Spürhund zu vermieten: Drogensuche als Geschäftsidee
Unsichere Eltern, Internate und Privatschulen sind die Zielgruppe von Reiner Reuther. Er besitzt einen Rauschgift-Spürhund. Beide sind in Texas ausgebildet worden.
Krefeld. Das „Betriebskapital“ des Unternehmens steht auf vier Pfoten, hat einen treuen Blick und eine speziell geschulte Nase: Thor heißt der zwei Jahre alte Belgische Schäferhundrüde (Malinois), mit dem Reiner Reuther (50) aus Krefeld den ersten privaten Drogenspürdienst Deutschlands im wahrsten Sinne des Wortes auf die Beine stellen will. Und zwar möglichst bundesweit.
Seine Zielgruppe: Unsichere Eltern, die nicht wissen, ob ihr Nachwuchs nicht irgendwo in seinem Zimmer Marihuana, Speed oder gar Kokain versteckt hat. Denn: „Wer uns ruft, kann vor allem sicher sein, dass ein Fund nicht unmittelbar in ein Strafverfahren mündet. Wir sind nicht verpflichtet Anzeige zu erstatten und können es somit den Auftraggebern überlassen, wie sie mit der Situation umgehen“, sagt Reiner Reuther, der die Firmen gemeinsam mit seiner Frau Stefania an der Steckendorfer Straße betreibt. So seien bereits Eltern aus Düsseldorf auf ihn zugekommen, die ahnten, dass ihr Töchterchen bisweilen „gedopt“ wirkte. Im Zimmer des Mädchens habe Thor dann tatsächlich Kokain-Reste gefunden.
Ab 95 Euro kommen Herr und Hund zum Schnüffeln ins Haus — entweder ganz diskret oder zwecks Abschreckung in Dienstkleidung mit auffälligem Anhänger. Die Supernase geht dann, wenn der Sohn oder die Tochter die Schulbank drückt, ihrer Arbeit nach — der Suche nach dem Lieblingsspielzeug, das beim Training mit Ersatzstoffen oder echten Drogen gefüllt ist.
Letzteres ist in Deutschland Privatpersonen untersagt. „Zum Training mit Originaldrogen fahre ich mit Thor regelmäßig nach Holland oder Tschechien“, erklärt der Jung-Unternehmer, ein gelernter Hotelier. Dort arbeite er mit Diensthund-Ausbildern der Polizei zusammen.
Die „Grundausbildung“ haben Reiner Reuther und sein Hund auf einer Polizeischule in Texas genossen. „Dort bin ich zum Suchtmittelhundeführer geschult worden.“ Das sei für Externe kein Problem in dem konservativen US-Bundesstaat. Die Prüfung sei sogar notariell beglaubigt worden. Zur Erneuerung der Prüfung müssen Reuther und sein Spürhund allerdings jedes Jahr nach Texas reisen. Bei Bedarf könne er dort bis zu zehn Drogenspürhunde beschaffen: „Die sind dann binnen 14 Tagen in Deutschland.“ Den Preis eines dort ausgebildeten Vierbeiners beziffert er mit 15 000 Euro.
Private Drogenspürdienste gibt es in England und in den USA seit einigen Jahren. Der Krefelder berichtet, dass infolge häufiger Kontrollen der Drogenbesitz an texanischen Schulen „um 90 Prozent“ zurückgegangen sei. So möchte er in Deutschland Privatschulen und Internate mit Kindern betuchter Eltern als Kunden gewinnen. Denn öffentliche Schulen als Kunden scheiden aus.
„Ermittlerische Tätigkeiten überlassen wir der Polizei“, stellt Jochen Adrian, Leiter der Gesamtschule am Kaiserplatz, fest. „Wenn ich Kenntnis von Drogenbesitz in der Schule habe, ist das ein Offizialdelikt. Dann muss ich die Polizei rufen.“