Maria-Montessori: Ein Buch, zwei Sprachen und viel Erfolg

Aus einem Austausch mit Israel ist ein Buch entstanden. Es wurde beim Wettbewerb „Land der 365 Ideen“ ausgezeichnet.

Krefeld. Wolfgang Tyssen möchte, dass seine Schüler begeistert sind. Sie sollen nicht für Noten lernen, sondern weil ein Thema spannend ist. „Ich möchte Schüler motivieren, auf eine Sache zuzugehen und sich damit zu beschäftigen“, sagt der Lehrer, der seit 23 Jahren an der Bischöflichen Maria-Montessori-Gesamtschule unterrichtet. Daher ist Tyssen ein Freund von Projektarbeiten. Das letzte Projekt, das der 53-Jährige initiiert hat, heißt „David aus Israel und Christina aus Deutschland erzählen“ und wurde bei dem Wettbewerb „Land der 365 Ideen“ ausgezeichnet.

Wolfgang Tyssen, der Religion, Erdkunde und Biologie unterrichtet, hatte Anfang der 90er Jahre eine besondere Idee, um seine Schüler noch einmal extra zu motivieren. Er gründete einen Verlag, den er quasi nach sich selbst benannte, Wotys. Nach Abschluss einer Arbeit bietet er den Schülern an, die Ergebnisse in einem Buch zu veröffentlichen. Auch aus „David aus Israel und Christina aus Deutschland erzählen“ ist ein Buch geworden.

„Begonnen hat es im Reli-Leistungskurs der 13, der sich mit den Feiertagen in Israel beschäftigte“, sagt Svenja Jöres (18), die an dem Projekt mitgearbeitet hat. Tyssen wollte seinen Schülern das Judentum näher bringen. Es entstand die Idee, die Feiertage aus Kindersicht zu beschreiben. Um möglichst genaue Einblicke ins Judentum zu bekommen, wurde zudem eine Schule in Israel gesucht, die mitmachen will. Über mehrere Zufälle und Kontakte knüpfte Tyssen den Kontakt zur Hebrew Reali School in Haifa.

An der Maria-Montessori-Gesamtschule beteiligten sich rund 50 Schüler, jahrgangsübergreifend — in Israel noch einmal 30. „Wir waren Freiwillige und haben in unserer Freizeit am Buch gearbeitet“, sagt Sven Demandt (18). Die Protagonisten des Buches heißen Christina und David, sind zehn Jahre alt, wohnen in Deutschland und Israel und erzählen von religiösen Feiertagen, aber auch Nationalfeiertagen.

Die fertigen Geschichten mussten dann in die jeweils andere Sprache übersetzt werden. Denn das Buch ist zweisprachig erschienen, jeweils auf der linken Seite steht der Text auf Hebräisch, rechts auf Deutsch.

„Die Schüler haben das Ganze ins Englische übersetzt“, sagt Wolfgang Tyssen. Was nicht immer so einfach war: „Wie übersetzt man etwa das Wort Messdiener ins Englische und dann auch noch ins Hebräische?“ Vom Englischen übertrugen die Jugendlichen den Text aus dem anderen Land dann in die eigene Sprache.

Im November 2009 fuhren Oberstufenschüler zum Austausch nach Haifa. „Durch das Projekt haben wir wahnsinnig viel über die Feiertage gelernt. Durch den Besuch des Landes und der Gastfamilien haben wir eine komplett andere Kultur kennengelernt“, sagt Svenja. Im Februar 2010 folgte der Gegenbesuch der Israelis. Auch künftig soll es einen Austausch zwischen beiden Schulen geben.

Kaum ist das eine Buch abgeschlossen, steht auch schon das nächste Projekt in den Startlöchern: Diesmal geht es um den Islam und das Christentum. Durchgeführt wird es mit einer Schule in der Krefelder Partnerstadt Kayseri in der Türkei. „Es wird wieder ein Kinderbuch, aber nicht nur mit Erzählungen“, verrät Sven. Christina wird sich dann mit Mehmet Briefe oder E-Mails schreiben, so dass richtige Geschichten entstehen.