Mit dem Rennrad über die Alpen
Uwe Schrei macht zusammen mit seinem Sohn Jan eine Alpenüberquerung mit dem Rennrad.
Krefeld. „Meine Freunde wissen nicht genau, ob sie das was ich mache, normal finden sollen“, sagt Jan Schrei schmunzelnd. Denn der 13-Jährige verbringt seine Sommerferien nicht wie manch andere entspannt am Strand von Mallorca oder an der französischen Küste. Jan überquert mit seinem Rennrad die Alpen.
Zusammen mit seinem Vater Uwe Schrei führt ihn die Tour von Bad Tölz über Innsbruck, den Brenner Pass, Sterzing, Brixen, Bozen und den Gardasee. Die letzte Station wird Verona sein. Von dort aus geht es am 29. August mit dem Zug wieder zurück nach Krefeld.
Am Sonntag haben sich Vater und Sohn mit dem Zug auf den Weg nach Bad Tölz gemacht und von dort aus ihre etwa 650 Kilometer lange Fahrt gestartet. Die Rennradler werden auf ihrer Tour bis zu 7500 Höhenmeter meistern. „Für mich wird das ein toller Urlaub“, sagt Jan in freudiger Erwartung. „Ich war noch nie in Italien. Das wird eine neue Erfahrung, die ich mit meinem Vater teilen möchte.“
Seit drei Jahren sind die Schreis begeisterte Rennradfahrer, Anfang 2011 sind sie dem Radsport Team Bockum beigetreten. „Pro Woche fährt jeder von uns etwa fünf Stunden Rennrad. Das sind 5000 Kilometer im Jahr“, sagt der 52-Jährige. Die Idee zur Alpenüberquerung kam den beiden im letzten Jahr. „Wir haben schon Touren durch die Eiffel und an der Mosel entlang gemacht.“ Jan hat in der Altersklasse U 15 die Lizenz für Straßenrennen.
Um auf die Alpentour sportlich vorbereitet zu sein, haben Vater und Sohn in den vergangenen Wochen hart trainiert. „Wir haben uns einen Trainingsplan erarbeiten lassen“, sagt Schrei. „Unser Pensum ist zwar das gleiche, die Intensität ist aber unterschiedlich.
Jan kann zum Beispiel in der gleichen Zeit schneller fahren als ich.“ Damit die Höhenunterschiede den beiden Rennfahrern nicht zu schaffen machen, hat Jan vor der Reise eine ganz spezielle Trainingseinheit eingelegt. „Ich bin 20 Mal den Hülser Berg hochgefahren.“
Viel Platz für Luxusartikel haben die Schreis auf ihren beiden Rennrädern nicht, deshalb ist es wichtig, das Gepäck nur auf das Wesentliche zu beschränken. „Jeder hat einen kleinen Rucksack dabei, der acht Kilogramm wiegt“, sagt Jan. „Darin ist eine Trikotgarnitur zum Wechseln, Regen- und Waschzeug und Wäsche. Nur das Allernötigste eben.“
Schon hundert Gramm können auf so einer Tour einen gewichtigen Unterschied machen. Deshalb ist auch für Wasserflaschen ist kein Platz. „Wir nehmen Getränkepulver, Energieriegel und Vitamintabletten mit. Wasser bekommt man ja überall“, sagt Jan, dem der mangelnde Luxus nichts auszumachen scheint. „Wenn wir noch etwas brauchen, lassen wir uns ein Paket ins Hotel schicken“, sagt Schrei. „Unsere alte Wäsche schicken wir dann zurück.“
Übernachten werden die beiden in Hotels oder Pensionen. „Wir bleiben überall eine Nacht, nur am Gardasee zwei Nächte“, sagt Schrei. Für Unterhaltungen während der Fahrt bleibt wenig Freiraum. „Rennradfahren ist eine einsame Angelegenheit“, sagt der Vater.
„Man fährt immer im Windschatten des Vordermanns. Viel unterhalten kann man sich nicht.“ Schließlich ist der größte Widerstand der Gegenwind. Während der Pausen bleibt aber Zeit, um über die Schule zu sprechen, sagt Schrei. Gut, dass es den Gegenwind gibt.