Nachspielzeit für Poldi
kufa 450 kommen, um Jan Böhmermann als Lukas Podolski zu sehen – nicht alle finden’s witzig.
Auf der Bühne der Kulturfabrik steht ein junger Mann im Sakko, darunter trägt er das Trikot der Deutschen Fußball-Nationalmannschaft. „Der Lukas lässt sich heute entschuldigen, aber ich werde nun mittels aufwändiger Special-Effects-Technik seine Gestalt annehmen.“ Jan Böhmermann ist da.
Klarer Fall, hier handelt es sich um Comedy. Böhmermann ist die Stimme von „Lukas’ Tagebüchern“, die der Radiosender „Eins Live“ seit zwei Jahren ausstrahlt. Bei „Lukas“ handelt es sich um den Nationalspieler Podolski, laut Böhmermann „ein einfach gestrickter, aber talentierter Fußballer“. Der Comedian selbst sieht allerdings mehr aus wie der Neu-Bayer Miroslav Klose.
Bislang wurden Podolskis fiktive Erlebnisse im Radio häppchenweise serviert, kein Beitrag dauerte länger als 90 Sekunden. So stellten sich vor der Veranstaltung zwei Fragen: Sind Böhmermanns Podolski-Parodien („Vollidiot, ey!“), stilecht in stakkatohaftem Bergheimer Slang vorgetragen und sind sie denn auch hallen- und abendfüllend?
Die zweite Frage muss mit einem klaren „Ja“ beantwortet werden, denn die Kufa war schon zwei Wochen vor der Veranstaltung restlos ausverkauft (450 Karten), was den Veranstalter selbst verwunderte.
An der ersten Frage scheiden sich die Geister. „Lieber Tagesbuch, ich bin’s, Lukas“, so beginnt jeder vorgelesene Eintrag. Über die Pointen kann längst nicht jeder im Publikum lachen. Böhmermann polarisiert mit seinem oftmals platten Humor. Unter den vielen Pärchen im Publikum sieht man einige ungläubige Blicke zum Partner, die da sagen: „Darüber kannst du lachen?“
Bei der Fangemeinde jedenfalls zünden Böhmermanns Pointen. Lukas ärgert sich, dass es im Mannschaftshotel keinen Mädchenflur gibt („bescheuert, ey!“) und gesteht, dass er und sein Kumpel Bastian Schweinsteiger („Basti Schweini“) nicht für den Laktattest „geübt“ haben.
Böhmermann, das merkt man schnell, genießt den Live-Auftritt. Er lacht mit dem Publikum über seine eigenen Schoten („das ist echt witzig“) und sucht immer wieder Blickkontakt mit den Zuhörern.
Zur zweiten Hälfte der Veranstaltung – stilecht geht die Lesung über zweimal 45 Minuten – erscheint Böhmermann nun im Trikot des FC Bayern München, der Podolski seit dem Sommer 2006 bezahlt.
In der zweiten Halbzeit nimmt die Show einen ähnlichen Verlauf wie die Karriere des Fußballers („vom Shooting-Star der WM zum coolsten Typen der Reservebank des FC Bayern“): Sie verliert an Fahrt. Das Schwelgen in WM-Erinnerungen bot doch deutlich mehr Unterhaltungswert.
Nach der obligatorischen Nachspielzeit, sprich Zugabe, dröhnt der Kopf nach soviel Nonsens. Recht unterhaltsam war es dennoch. Böhmermann verabschiedet sich: „Ciao erstmal, Dein Lukas!“