"Närrisches Steckenpferd" für Wolfgang Bosbach: Schwarz-Rot in schönster Harmonie

Hannelore Kraft lobt Wolfgang Bosbach, den neuen Ritter des Närrischen Steckenpferdes.

Krefeld. Es war zu erwarten, dass diese Prunksitzung zu einem gesellschaftlichen Ereignis werden würde. Nachdem man im Seidenweberhaus nach der Sitzung vom Vorabend noch einmal Tische und Stühle bis an die Kapazitätsgrenze in den Saal gestellt hatte, konnte die Prinzengarde der Stadt Krefeld ihr festlich gewandetes Publikum begrüßen.

„The same procedure as every year“, verkündete Präsident Rainer Küsters in seiner Begrüßung. Alle warteten auf das besondere Ereignis des Abends: die Verleihung des Närrischen Steckenpferdes an Wolfgang Bosbach.

Zur Tradition gehört es, dass der Steckenpferdritter des Vorjahres die Laudatio hält. Darin lag der besondere Reiz. Die NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, die 2012 das pflegeleichte Haustier bekommen hatte, war damit verpflichtet, ein „amtliches Gutachten“ über ihren Nachfolger zu erstellen: „Die rote Hannelore soll prüfen, ob der schwarze Wolfgang passt!“

Und der Kandidat wurde in alle Richtungen durchleuchtet. Sein Mitteilungsbedürfnis („jeden Abend in einer Talkshow zu sehen“) leitete sie vom Namen ab. „Bos“ und „Bach“ als der „Mensch gewordene Buschfunk“. Über den Gehalt seiner Reden ließ sie keinen Zweifel: „Nicht das Erzählte reicht, das Erreichte zählt!“

Seine Courage, Politik wieder näher an den Menschen zu bringen, lobte sie. „Volksnah, immer ein offenes Ohr, überwindet alle Hürden.“ Die Ergebnisse ihrer Eignungsprüfung ließen keine Zweifel aufkommen. „Ich freue mich, einer Runde anzugehören, in die Sie heute aufgenommen werden!“

Ein tosender Applaus machte deutlich, dass das Publikum mit dieser Entscheidung sehr einverstanden war. „So schöne Worte habe ich in meiner Partei schon lange nicht mehr gehört“, schwärmte Bosbach und schloss gleich eine Sorge an: „Noch drei Sätze und ich hab’ ein Parteiausschlussverfahren.“

Dann philosophierte der Bundestagsabgeordnete über Rheinländer und Westfalen. „Wir haben eine schöne Arbeitsteilung in Nordrhein-Westfalen: Die Westfalen müssen halten, was wir Rheinländer versprechen. Der Westfale fragt: Was mache ich heute? Der Rheinländer fragt: Was mache ich heute Abend?“ Mit seinem Geständnis „Ich bin eigentlich medienscheu“ überraschte er kurz das Publikum, „aber es gelingt mir immer, diese Scheu zu überwinden“.

Als schönsten Beweis, wie mitreißend er reden kann, schilderte Bosbach seine Reise mit Hindernissen von einem Termin in Münster zu einem spätabendlichen Auftritt in einer Talkshow in Berlin. Sollte Bosbach die Politik verlassen, dann könnte er ins karnevalistische Fach umsatteln.