Oberbürgermeister ohne Rückendeckung

Besser steht Gregor Kathstede nach der jüngsten Sitzung des Stadtrates nicht da. Dabei sind es weniger die neuen Fakten, die den Druck auf das Stadtoberhaupt erhöhen. Was Kathstede mehr zu denken geben sollte, ist die Isolierung in seiner Partei.

Während Frank Meyer (SPD) und Joachim C. Heitmann (FDP) im Laufe der Sitzung ihre rhetorischen Fähigkeiten eindrucksvoll unter Beweis gestellt haben, blieb die Erwiderung Wilfrid Fabels erstaunlich halbherzig. Obwohl der Oberbürgermeister als Lügner und Vertuscher angegriffen wurde, beließ es Krefelds starker CDU-Mann bei dem kühlen Hinweis, Kathstede habe das Vertrauen seiner Fraktion. Rückendeckung klingt anders.

Dass der Oberbürgermeister trotz der heftigen Attacken auf eine Gegenrede verzichtete, verwundert zusätzlich. Die Gelegenheit, mit einer persönlichen Erklärung wieder in die Offensive zu kommen, wäre günstig gewesen. Stärke demonstriert dieses Schweigen nicht.

In der Sache selbst lieferte die Sitzung neue Fakten zur Schlamperei im Fachbereich Finanzen. Sowohl vom Finanzamt als auch von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft gab es vor zwei Jahren Hinweise, auf die folgenschwere Steuerüberweisung zu verzichten.

Für diesen und alle anderen Fehler wollen Kathstede und der inzwischen nach Düsseldorf gewechselte Kämmerer Manfred Abrahams aber nicht den Kopf hinhalten. Die Schuld liege beim damaligen Fachbereichsleiter Michael Ahlers. Ob die externen Prüfer dies bestätigen, wird deren Bericht nächste Woche zeigen. Sollte Kathstede noch eine weitere Fehlleistung nachgewiesen werden, dürfte die Zweidrittel-Mehrheit für seine Abwahl im Rat sicher sein.