Projekt: Armut in Krefeld erschreckt Schüler
80 junge Leute aus drei Städten besuchen unterschiedliche Hilfseinrichtungen.
Krefeld. „Was und wie ist Armut?“ Mit dieser Frage machen sich rund 80 Schüler aus Krefeld, Mönchengladbach und Venlo/Horst auf den Weg zu sechs Zielen in der Stadt, bei denen Armut Alltag ist: Die Klassen sieben und acht der Albert-Schweitzer-Realschule von der Lewerentzstraße agieren dabei als Gastgeber.
In unterschiedlich großen Gruppen besuchen sie im Rahmen eines Euregio-Projekts Einrichtungen wie das Arbeitslosenzentrum, die Emmaus-Gemeinschaft, die Caritas, das Kolpinghaus, das tägliche Brot, den katholischen Sozialdienst SKM.
Mit den vielfältigen Eindrücken und Informationen geht es zurück ins Jugendheim St. Norbertus am Frankenring. Nach dem Mittagessen tragen die Schüler und Lehrer zusammen, was sie erfahren haben. Auf großen Tafeln schreiben sie auf, was ihnen wichtig erscheint.
Der 13 Jahre alte Christian Thevabumar etwa merkt zum SKM an: „Sie geben Leuten Obdach.“ Für den Albert-Schweizer-Schüler ist das ein wichtiger und abwechslungsreicher Tag.
Viele Informationen sind den Schülern allerdings schon vorher bekannt gewesen. In einer Unterrichtsreihe von acht Stunden, so berichtet Lehrer Paul Keller, sei über die verschiedensten Aspekte von Armut und neuer Solidarität gesprochen worden.
Für Maurice Cazare (13) war Hartz IV schon ein Begriff. Im Arbeitslosenzentrum hätte ihnen jedoch Jo Greyn, der dortige Leiter, genau erklärt, wie sich die Höhe des Arbeitslosengeldes II zusammensetzt. „Ich glaube das heißt Lebenshaltungskosten, wie viel man also braucht, um leben zu können“ erklärt Maurice. Und dass das in Berlin von einem Institut genau ausgerechnet würde.
Die gleichaltrige Lisa Acar malt gerade auf ihrem improvisierten Flip-Chart. Sie war mit ihrer Gruppe bei der Caritas am Hauptbahnhof: „Sie leisten Hilfe für Arme“ ist die für sie wichtigste Erkenntnis aus dem Besuch. Lehrerin Erika Agnesens erzählt vom Besuch beim Täglichen Brot. „Als die Schüler das Lager mit Lebensmitteln für Bedürftige gesehen haben, waren sie beeindruckt von den Dimensionen.“
Sie erfuhren, dass jeden Samstag rund 200 Menschen am Dionysiusplatz anstehen, um ihr Überleben zu sichern. Und ihre niederländische Kollegin Ine Schriever, die mit ihrer Gruppe beim SKM war, ergänzt: „Unsere Gruppe war beeindruckt von den vielen Formen und vom Ausmaß an Armut, die dort präsentiert wurden.“ „In etwa vier Wochen“, so kündigt Mitinitiator Paul Keller an, „werden wir den Gegenbesuch in Holland machen. Damit wird dieses Projekt dann abgeschlossen.“