Rennfieber im Buckel-Ford
Mit seinem Taunus Spezial fuhr Peter Müller über den Nürburgring und die erste Autobahn.
Krefeld. Schon als er 15 Jahre alt war, kannte Peter Müller sein erstes Auto. Seine Eltern kauften 1950 für ihr Lebensmittel-Geschäft einen Ford Taunus Spezial, der aus dem Werk in Köln-Niehl stammte. Zwei Jahre später machte der damals 17-Jährige leicht vorgezogen seinen Führerschein und übernahm das Fahrzeug.
„Wir hatten damals die Rückwand der hinteren Sitze ausgebaut und erhielten so eine recht annehmbare Ladefläche“, erinnert sich Müller. Dies sei notwendig gewesen, weil zu dieser Zeit in Deutschland keine Kombis verkauft wurden. Der Taunus Spezial verfügte über einen 1,2-Liter-Motor mit 34 PS und erreichte eine Spitzengeschwindigkeit von 105 Stundenkilometern. „Im Volksmund nannte man das Auto Buckel“, sagt der 76-Jährige. Benannt wurde das rund 5000 Mark teure Modell nach dem Mittelgebirge Taunus.
Mein erstes Auto
„Dieser Wagentyp hatte eine heute fast in Vergessenheit geratene Ausstattung“, so Müller. Es gab eine Lenkradschaltung sowie ein Bedienteil für das Handgas. Für den Fall, dass der Anlasser versagte, hatte Ford vorgesorgt: Im Kühlergrill befand sich eine Öffnung, durch die man eine Kurbel stecken konnte. Mit dieser ließ sich der Motor notfalls auch anlassen.
Eine Heizung war serienmäßig nicht eingebaut. „Das konnte recht unangenehm sein bei den deftigen Wintern damals“, erklärt Müller. Direkt in seinem ersten Winter als Autofahrer 1952 erlebte er gefrorene Schneekrusten auf den Straßen. Sein Fahrlehrer dirigierte ihn zum Hülser Berg, an dem Müller an der steilsten Stellen anhalten und anschließend wieder anfahren musste. „Das war eine gute Lektion, an die ich mich bis heute erinnere“, sagt Müller. Dies geschehe besonders dann, wenn im Winter beim Fahrer eines modernen Autos die Reifen durchdrehen.
Eine längere Fahrt führte Müller und seinen Taunus zum Nürburgring. Auf diesem einige Runde im eigenen Wagen zu drehen, sei damals bei vielen Autobesitzern beliebt gewesen. „Wir donnerten dann mit unseren 34 PS über die Geraden und durch die Kehren der Rennstrecke“, erinnert sich der 76-Jährige und lacht. Ein weiteres „Muss“ sei damals eine Fahrt über die erste europäische Autobahn zwischen Köln und Bonn gewesen. Die heutige A 555 hieß bis zu den 1970er Jahren noch A 72. Müller erinnert sich noch genau an das Geräusch, das die Reifen an den Nahtstellen der gegossenen Betonplatten produzierten: „Wir genossen dieses Plopp-Plopp, das hörte sich fast so an wie die Schienenstöße der Eisenbahn.“
Müller denkt gerne an seinen Taunus zurück, nur nicht an die Pflege: „Die gewaltige amerikanische Chromschnauze war etwas lästig.“ Das Einfetten und Polieren habe mehr Zeit beansprucht, als die Reinigung des übrigen Wagens. Müller: „Aber im Grunde war es ein solides und zuverlässiges Fahrzeug.“
Nachdem er den Wagen zehn Jahre gefahren hatte, verkaufte Müller den Taunus 1962 für 600 Euro weiter. Danach folgte ein richtiger Kombi und dieser war nach den guten Erfahrungen wieder ein Ford.