Richard Merländer und Siegfried Strauß wurden ermordet
Die Nazis verfolgten die Kaufleute wegen ihrer jüdischen Herkunft. Nur Heymann entkam der Deportation.
Krefeld. Die Namen von Richard Merländer, Siegfried Strauß und Hermann Heymann sind nach dem Ende der Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten nach dem Zweiten Weltkrieg in Krefeld in Vergessenheit geraten. Als die Stadt 1991 in der früheren Villa Richard Merländers ein NS-Dokumentationszentrum eröffnet, ist über die Person des ersten Besitzers kaum etwas bekannt.
Die Leiterin des Zentrums, Dr.Ingrid Schupetta, widmet ihre Zeit seitdem der mühsamen Arbeit, anonymen Namen wieder ein Gesicht zu geben.
Die noch vorhandene Meldekarte von Richard Merländer verrät nur wenig über ihn: Geboren am 20. Dezember 1874 in Mülheim/Ruhr, von Beruf Kaufmann, seine Religion ist mit "mos" (mosaisch) bezeichnet. Im Oktober 1905 siedelt Merländer von Mülheim nach Krefeld über. 1904 hatte er mit Strauß und Heymann die Firma Merländer, Strauß & Co. gegründet. Das Unternehmen kauft Seidenstoffe und lässt sie mit Mustern bedrucken, die eigene Zeichner entwerfen. Aus den Entwürfen werden Musterkollektionen zusammengestellt, die Merländer Modehäusern und Kleiderherstellern im Rheinland persönlich anbietet.
"Die Firma mit Sitz im Sinn-Haus war wirtschaftlich erfolgreich und soll bei einem Jahresumsatz von zirka drei Millionen Reichsmark Mitte der dreißiger Jahre zwischen 40 und 50 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen beschäftigt haben", berichtet Ingrid Schupetta in einer aufschlussreichen Geschichte in der Heimat (Jahrgang 64).
Das alles war den Nazis ein Dorn im Auge. Obwohl assimiliert, wurde Merländer wegen seiner jüdischen Herkunft vom nationalsozialistischen Staat verfolgt. Ebenso wie Strauss und Heymann. Ihre Firma wurde zum 15.Oktober 1938 "arrisiert", das heißt, zwangsverkauft, ihr Vermögen schrittweise beschlagnahmt. Hermann Heymann gelang es wenige Wochen später, über die Niederlande in die USA zu emigrieren. Seine Geschäftspartner blieben. Die Repressionen ihnen gegenüber nahmen von Jahr zu Jahr zu, bis zu der Deportation in das KZ Theresienstadt im September 1942. Siegfried Strauß war der erste Tote eines Transportes dorthin. Er starb auf dem Weg in der Nähe von Dresden. Der 68-jährige Richard Merländer wurde von Theresienstadt weiter in das Vernichtungslager Treblinka geschickt und dort mit Gas ermordet.