Schwermut kommt im Breitwandformat
Mehr als 500 Fans erlebten ein mitreißendes Konzert der Folk-Metal-Band Letzte Instanz.
Krefeld. Noch vor zwei Monaten waren sie auf Einladung des Goethe-Instituts bereits zum zweiten Mal im Reich der Mitte und gaben Konzerte vor mehr als 20000 chinesischen Musikfans. Dabei bieten Letzte Instanz, so der Name der siebenköpfigen Band, zu ihren anspruchsvollen deutschen Texten wahrlich keine leichte Unterhaltung. Vielmehr geben bei den drei Sachsen, drei Bayern und einem in Istanbul lebenden Berliner Schlagworte wie Brachialromantik, Folk, Gothic und Rock maßgeblich den Ton an.
Gut erholt und mit aufwendiger Bühnenshow kehrte die Formation Ende des Jahres für 16 Konzerte in den deutschsprachigen Raum zurück und lud am Sonntagabend zum "Gerichtstermin" in die Kulturfabrik.
Gegenstand bei der gut zweistündigen "Verhandlung" war ein extra zur Tour von den Fans bestimmtes Wunsch-Set. "Das ist einerseits ein guter Spiegel für uns, andererseits spielen wir, was die Fans erwarten", erklärte Schlagzeuger Florian "Specki T.D." Speckardt.
So gab es für die mehr als 500 Fans nach dem eher mäßigen Anheizer "Schöngeist" zwar wenig Überraschendes, aber dafür ein erstes "Best of" aus acht Studioalben zu hören. Mit "Mein Engel" eröffneten sie ein mitreißendes Konzert, das ihre mit über die Jahre an Melodien und Nuancen gewachsene Soundvielfalt lautstark unter Beweis stellte. Gekonnt haben Letzte Instanz ihr früheres Etikett des Mittelalter-Rock abgelegt und sich über Szenegrenzen hinweg etabliert.
Krachende Gitarrenriffs ergänzen sich mit Streicherklängen zu einem harmonischen Ganzen, während teilweise zwei Sänger mit nicht ganz klischeefreien Texte "verführen und berühren" wollen. "Schuldig", wie es der Titel ihres jüngsten Albums vermuten lässt, bleiben sich Letzte Instanz bei ihrem Auftritt nichts. Schwung- und druckvoll präsentieren sie Schwermut im Breitwandformat. So gibt die Band eine musikalische Antwort, was "das schönste Lied der Welt" ist, lässt das Publikum sich zu "Wir sind allein" in einem Wellenmeer aus Armen bewegen oder zeigt, wie intensiv ein instrumentales Intermezzo gestaltet werden kann. Nach zwei Stunden fiel das Urteil beim Krefelder Publikum daher auch einmütig aus: begeisterter Applaus. jek