Rundflug über Krefeld: Thermik und Spielzeugschafe
Die Westdeutsche Zeitung hat einen Rundflug über Krefeld verlost — und ging mit den Gewinnern in die Luft.
Krefeld. Ein Vogelnest in einem Flugzeugmotor kann für alle Beteiligten ernsthafte Konsequenzen haben. „Das Nest fängt Feuer und dann gibt es gebratene Eier“, sagt Wolfgang Gödecke. Zwar sagt er das lachend, aber er meint es durchaus ernst. Und so tastet er durch die Lüftungsöffnungen den Motorraum ab, um sicherzustellen, dass in dem Flieger keine Vögel nisten.
Gödecke ist Privatpilot und Vorsitzender des Hanseatischen Fliegerclubs Düsseldorf. Er führt gerade die Vorflugkontrolle bei einer Piper Archer III durch. Mit dieser einmotorigen Propellermaschine wird er gleich vom Flughafen Essen/Mülheim zu einem Rundflug Richtung Krefeld abheben.
Seine beiden Passagiere, Hannelore Lembeck (78) und ihre Enkelin Emelie (12), haben den Rundflug bei einem Gewinnspiel der Westdeutschen Zeitung gewonnen. Nachdem Gödecke das Flugzeug geprüft und für sicher befunden hat, klettern die Drei über die rechte Tragfläche in die Kabine.
Gödecke startet den Motor, der mit seinen 180 PS den Propeller in rasende Rotation versetzt. Er meldet sich per Funk beim Tower und identifiziert sich mit seiner Kennung: „Delta — Echo — Zulu — Echo — India“. Dann steuert er den Flieger vom Vorfeld über den Rollweg zur Startbahn. Dort beschleunigt er auf gut 100 Stundenkilometer — und hebt ab.
Schon nach wenigen Minuten hat das Flugzeug die Reisehöhe von einigen Hundert Metern erreicht. Rund acht Kilometer weit reicht die Sicht — zwar verschwindet der Horizont im Dunst; aber am Boden sind Häuser, Autos, Menschen und Tiere deutlich zu erkennen.
Emelie ist vor allem von einer Schafherde begeistert: „Die sehen aus wie Spielzeug!“ Der Rhein hingegen offenbart ihr erst aus dieser Perspektive seine wahre Größe: „Der ist so riesig“, sagt sie beeindruckt. Ihrer Großmutter gefällt vor allem der Duisburger Hafen: „Das sieht einfach toll aus. Ganz, ganz toll!“
Als die Propellermaschine schließlich über Krefeld kreist, weist Gödecke seine Passagiere auf einen Segelflieger hin, der über dem Egelsberg schwebt. „Der ist ganz schräg“, sagt Emelie. „Der dreht Kurven in der Thermik“, erklärt Gödecke.
Was es mit der Thermik genau auf sich hat, erfährt Emelie als Gödecke einen Industriekomplex überfliegt — die aufsteigende Wärme lässt die Piper nach oben, nach unten, nach rechts und nach links ruckeln. Aber weder Enkelin noch Großmutter lassen sich dadurch sonderlich beunruhigen.
Stattdessen fragt Emelie: „Haben Sie schon mal einen Looping gemacht?“ Zu ihrem Erstaunen antwortet Gödecke mit „Ja“. Um dann zu ergänzen: „Aber mit einem Flugzeug, das dafür zugelassen ist. Bei dem hier würden die Tragflächen abbrechen.“
Und so fliegt er ohne derartige Stunts zurück zum Flughafen Essen/Mülheim. Seine Landung kommentiert Hannelore Lembeck mit einem einzigen Wort: „Butterweich.“