Schönheiten zu jeder Jahreszeit

Der Botanische Garten in Oppum war am Anfang ein kleiner Schulgarten. Heute wachsen dort auf einer Fläche von 3,6 Hektar rund 5.000 Pflanzenarten.

Krefeld. Große Fahnen hängen ganz hinten im Botanischen Garten am Schönwasserpark im hellen Frühsommerlicht: Unter den Eichen eine Referenz zum 100. Geburtstag. Die Texte auf den Fahnen erzählen ebenso wie die Bilder von der Geschichte dieses besonderen Gartens. "Ich bin das kleine Mädchen", erzählt eine ältere Dame.

Ingeborg Meinert, Jahrgang 1929, war als Kind sehr häufig mit den Eltern hier. Man sieht sie im feinen weißen Sonntagskleid, die Mutter ganz im Stil der Zeit gekleidet. "Am liebsten war ich immer am Teich", erinnert sich Ingeborg Meinert. "Und das Rührmichnichtan mochte ich so gerne, weil diese Blume bei Berührung ihre Blütenblätter zusammenzieht."

Birgit Loy, seit 15 Jahren Leiterin des Gartens, hat die alten Aufnahmen und Postkarten auch noch mal in einem Album ausgelegt. Der sich wandelnde Garten gereichte den Besuchern immer zur Freude und tut es noch heute. Damals, als Ingeborg Meinert mit ihren Eltern zum Teich kam, 1933, wurde auch der Bauerngarten angelegt, der heute fast unverändert besteht.

Ganz am Anfang war der Botanische Garten in Krefeld ein kleiner Schulgarten. Von dort wurden Pflanzen in die Schulen gekarrt oder in einem Fahrradanhänger transportiert: Zehntausende Unterrichtspflanzen wurden in die Schulen gebracht.

Der Lehrer Hans Höppner, aus dem nördlichen Niedersachsen, war 1903 nach Krefeld gekommen und widmete sich dem Studium der einheimischen Flora, brachte Pflanzen aus Feld und Wald in den Garten und arbeitete eng mit dem Gartenamt zusammen.

Nach ihm wurde auch der Pavillon im Botanischen Garten benannt. Mit dem Kauf von Haus Schönwasser durch die Stadt begann im Jahre 1910 die Geschichte des Botanischen Gartens, sie wurde durch Zukäufe und Schenkungen ständig fortgeschrieben.

Pro Jahr kommen 50.000 Besucher und erfreuen sich an den Pflanzen in ihren Anlagen. 5.000 Arten werden hier kultiviert. "Der Garten zeigt Schönheit zu jeder Jahreszeit", sagte Doris Törkel, "und dafür brauchen wir drei Dinge: Zuwendung, Leidenschaft und Zeit."

Bürgermeisterin Karin Meincke sprach in ihrer Gratulation auch darüber, dass viele Pflanzen aus unserer Welt verschwinden und bot einen positiven Ausblick. Denn wenn sich mediterrane Pflanzen an ein Klima wie das niederrheinische gewöhnen, könnten sich auch Menschen an veränderte Bedingungen anpassen.