Schulgeschichte auf 40 Metern

Von Lehrplänen bis Jahresberichten — das Archiv des Fichte-Gymnasiums ist nun Teil des Krefelder Stadtarchivs geworden.

Foto: Bischof, Andreas (abi)

Krefeld. Vierzig laufende Meter Archivgut, in denen 1200 Verzeichnungseinheiten stecken — sie gehören ab sofort auch zum Bestand des Krefelder Stadtarchivs. Waltraud Fröchte, die scheidende Schulleiterin des Fichte-Gymnasiums, überreichte als eine ihrer letzten Amtshandlungen das „Gedächtnis der Schule“ Olaf Richter, dem Leiter des Stadtarchivs an der Girmesgath.

Foto: abi

In diesem Archiv des Fichte-Gymnasiums stecken weit mehr als nur Verwaltungsakten rund um den Schulalltag aus mehr als 150 Jahren. Nüchtern aufgelistet gehören dazu Stundentafeln, Zeugnisse, Lehrpläne, Abiturarbeiten, Lehrerkonferenzprotokolle, Jahresberichte, Kursbücher, Personalakten, Festschriften und natürlich auch zahlreiche Fotos. Beispiele preußischer, kaiserzeitlicher oder auch nationalsozialistischer Amtsschimmel sind darin ebenfalls zu finden wie auch sehr viel Persönliches.

In der Festschrift zum hundertjährigen Jubiläum 1951 ist die „Geschichte der Anstalt“ akribisch aufgelistet: Wer wann in den hundert Jahren seinen Abschluss gemacht und welchen Beruf er gewählt hat. Bis in die 1970er Jahre ist in den Akten nur von Schülern die Rede; die Koedukation wurde erst 1977 im Fichte eingeführt.

Über die Zeiten hinweg und noch Ende der 1960er Jahre war es für die Schüler Pflicht, ihrem Antrag auf Zulassung zur Reifeprüfung einen Lebenslauf beizufügen. Mancher hakte dies in einer halben Seite handschriftlichen Textes ab, doch andere schilderten darin ihr kurzes und schon sehr bewegtes Leben, wenn es beispielsweise um die Kriegszeiten ging. Da kommen sehr anschaulich Alltagsgeschichte und typische Schicksale jener Zeit zum Vorschein, wie Flucht, Vertreibung und Väter in Kriegsgefangenschaft.

Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Schule 1943 an der Lindenstraße/Westwall geschlossen und die Schüler mit der Kinderlandverschickung in sichere Gebiete gebracht. Erst ab dem 1. Oktober 1945 wurde der Unterricht — so wie in allen Krefelder Schulen— auch im Fichte-Gymnasium wieder aufgenommen.

Ein spannender Aspekt und interessanter Spiegel ihrer Zeit sind die Themen der Abituraufsätze. Womit mussten sich 1914, in den 1930er Jahren oder in den 1950er Jahren die Schüler beschäftigen und kluge Gedanken — nach den Erwartungen der Lehrerschaft — äußern?

Wenn auch das Papierarchiv der Schule bis auf die jüngste Schicht nun im Stadtarchiv gelandet ist, so gäbe es im Fichte-Gymnasium noch manches Exponat, meint Schuldirektorin Waltraud Fröchte, das reif für das Deutsche Museum wäre.