Seidenweberhaus: Die 360-Grad-Schokoladenseite

Dave Davis, der nette Nachbar mit breitem Grinsen.

Dave Davis. Foto: D. Jochmann

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Krefeld. Die Ansage ist deutlich: „Ihr lernt etwas über Afrikaner, ich über Albino-Äffchen“, erklärt Dave Davis, deutscher Comedian ugandischer Herkunft, gleich zu Beginn seines Auftritts im Seidenweberhaus. Als Toilettenmann Motombo Umbokko trifft er auf Deutsche, die weitaus mehr Probleme mit ihrer Sprache haben als er selbst, woraus sich die Komik ergibt.

Einer, der denkt, dass er Deutsch spricht, sei der Bayer, lästert Davis und parliert selbst in schönstem Bayerisch. Überhaupt ist er beredt, was er möglicherweise seinem früheren Job als Versicherungskaufmann verdankt. Deshalb ist ihm auch jene Jugendsprache ein Dorn im Auge, die aus Wortfetzen ohne Verb besteht. Allerdings kritisiert der gute Beobachter stets mit Humor, ein netter Nachbar mit einem Mienenspiel zwischen Lächeln und breitem Grinsen.

Vor allem kann sich Umbokko herrlich selbst auf den Arm nehmen und zeigt sich mit seiner „360-Grad-Schokoladenseite“. Dabei darf er dank Herkunft auch Wörter in den Mund nehmen, die sonst tabu wären, etwa wenn er sich Neger und Mohrenkopf nennt. Den überpünktlichen Deutschen empfiehlt er mehr afrikanische Gelassenheit: „Ich komme noch früh genug zu spät.“

Um mehr Humor verbreiten zu können, wünscht sich Davis, für kurze Zeit Bundeskanzler zu sein. Bei der Neujahrsansprache von Angela Merkel habe er seinen Fernseher ja auf den Kopf stellen müssen, um sie zum Lachen zu bringen. Politisch gibt er sich sonst nicht. Es sei denn, er nimmt die Moral der CSU, der „Zeugen Seehofers“, aufs Korn, deren Vorsitzender ein uneheliches Kind hat. Oder wenn er Finanzminister Schäuble bewundert („eine geile Sau“), weil er sich traut, Englisch zu sprechen und dabei Worte wie „Staatsbankrott“ einfließen lässt. Fast zu kurz kommt Davis’ musikalische Begabung. So begeistert er die Besucher mit Gitarre, Keyboard und klarer Stimme, unter anderem als Herbert Grönemeyer und — der Höhepunkt seines Auftritts — in einer köstlichen Parodie auf Udo Lindenberg.