Krefeld. Auf Familienfesten oder bei anderen Gelegenheiten, wenn man in den Fotoalben blättert, stellt sich oft die Frage „Wer ist denn da drauf?“ So ähnlich begann auch bei Klaus Textor die Familienforschung, als er 1973 alte Fotos und Dokumente in die Hand nahm, weil er das Haus der Mutter im Westerwald verkaufen wollte.
Daraus wurde schließlich sein erstes Buch über die Vorfahren mütterlicherseits. Zu Familienfeiern verschenkte er Exemplare seines Werkes, einer Chronik der Familie Buchner, mit der Bitte, darin Fehler zu finden und weiteres Wissen nachzutragen. So setzte sich das Forschen fort. Es sollte zu einer wichtigen Beschäftigung werden, die ihn heute zum Leiter der Bezirksgruppe Krefeld in der Westdeutschen Gesellschaft für Familienkunde e. V. gemacht hat.
„Als Familienforscher wird man nie fertig! Zuerst ist es ein Hobby, dann Leidenschaft und dann eine unheilbare Krankheit!“, erzählt er lachend. Doch der Anlass für seine zweite Familienchronik war ein trauriger. „Mein Vater ist nicht aus dem Krieg zurückgekommen. Da wollte ich mehr wissen“, erklärt Textor.
Vom Suchdienst des Roten Kreuzes in München erhielt er schließlich eine Schilderung des Schlachtverlaufs bei Minsk und weiß nun, dass sein Vater in diesem Zusammenhang seit dem 3. Juli 1944 vermisst wird. Aus den Forschungen in der väterlichen Linie entstand die Geschichte der Familie Textor, die er seinen drei Kindern widmet.
Eine große Hilfe ist den Familienforschern, egal ob sie eine Ahnentafel (Vorfahrenliste) oder einen Stammbaum (Nachfahrenliste) erstellen wollen, das Wissen, das sich in der Westdeutschen Gesellschaft für Familienforschung (kurz: WGfF) bündelt. Berühmte Krefelder gehörten 1925 zu den Gründungsmitgliedern der hiesigen Bezirksgruppe: Namen wie von Beckerath, de Greiff oder ter Meer sind darunter zu finden.
Heute beschäftigen sich im Verein rund hundert Mitglieder mit der Suche nach ihren Vorfahren und tauchen dabei ebenso in die Alltags- und Sozialgeschichte vergangener Jahrhunderte ein. Zum einen arbeitet man sich durch historische Akten, durch Kirchenbücher und andere Dokumente, lernt in Kursen alte Schriften lesen und schreiben, aber überträgt auch die Fakten in moderne Medien, um sie möglichst vieIen Interessierten im Internet zugänglich zu machen.
„Uns fehlen vor allem junge Leute! Wir beschäftigen uns zwar mit alter Materie, arbeiten aber mit modernsten Mitteln.“ Textor hofft auf mehr Interesse der jüngeren Generationen.