Theaterpädagogik: Die Themen sollen wie ein Juckreiz sein
Der städtische Fachbereich Jugendhilfe und Beschäftigungsförderung schickt zwei mobile Theatergruppen auf die Bühnen.
Krefeld. Wut, Aggressionen und Emotionen — all das macht einen Juckreiz aus. Und deswegen heißen die neuen mobilen Theatergruppen des Fachbereichs Jugendhilfe und Beschäftigungsförderung genau so. „Wir wollen keine leichten Themen, wir wollen zur Diskussion anregen“, sagt Mariola Küsters. Sie ist eine von zwei Theaterpädagoginnen, die sich um die mittlerweile zwei Gruppen kümmern.
Knapp 20 Jugendliche zwischen 14 und 21 Jahren spielen mit, um erste „Gehversuche“ in Sachen Theater zu machen. „Wir haben mit der Resonanz nicht gerechnet, aber darauf gehofft“, erklärt Norbert Axnick, Leiter der Abteilung Jugend im Fachbereich.
Da sich das Projekt herumspreche, kämen immer mehr Anfragen nach Aufführungen, schildert Axnick. So hat eine der beiden Gruppen innerhalb weniger Wochen ein Stück zum Thema Kinderarmut geprobt und dies wenig später bei einer Fachtagung in der Hochschule Niederrhein aufgeführt.
Lehrer, Erzieher, Ehrenamtliche und weitere Experten hatten das Thema bis dahin nicht vollständig erfasst — erst die Impulse von „Juckreiz“ sorgten für neue Ansätze.
„Auch in der Hauptschule Prinz-Ferdinand-Straße haben wir positives Feedback erhalten. Nach der Aufführung haben wir noch lange mit den Schülern der achten Klasse diskutiert“, sagt die 17-jährige Jana.
Ein kurzes Stück zum Thema Alkohol kam ebenfalls gut an — wohlgemerkt bei Jugendlichen, die es zur Auflage bekommen hatten, sich dieses anzusehen. „Wir spielen vor verschiedenen Ziel- und Altersgruppen und haben festgestellt, dass es nahezu überall funktioniert. Wir gehen auf die Zuschauer zu, suchen den Dialog“, so Theaterpädagogin Verena Meyer.
Anders als ihre Kollegin lässt sie gerne Textpassagen oder Slogans einfließen und gibt so einen Rahmen. Mike, mit 31 Jahren der Älteste im Ensemble, erklärt: „Wir haben frei gespielt, dann gab es einen Stopp und es ging mit einem vorgegeben Text weiter, um später wieder freier zu werden. Wir haben das Stück durch diesen steten Wechsel lebendig gemacht.“
Mariola Küsters gibt ihrer Gruppe dagegen komplett freie Hand: „Ich lasse meine Schauspieler frei sprechen, da mich interessiert, wie sie selber über das Thema denken und wie sie draußen, im Alltag, darüber sprechen. So kommt es authentisch rüber.“
Beide Theaterpädagoginnen verschweigen nicht den hohen Anspruch an die Gruppen. Egal, ob sie sich ein Thema selber ausgesucht haben oder an einer Auftragsarbeit sitzen: es muss schnell gehen.
Nach wenigen Proben muss das Stück bühnenreif sein. „Zwar beruht vieles auf Improvisation, aber es ist eine große Herausforderung, innerhalb kurzer Zeit eine Szene zu entwickeln“, sagt Axnick. Geprobt wird je nach Gruppe montags und dienstags in der Jugendkulturwerkstatt Juks in der Fabrik Heeder, Virchowstraße 130.
Wer Interesse hat, kann sich bei Katharina Jakobs unter Telefon 86 32 84 oder per E-Mail katharina.jakobs@krefeld.de melden. Sie nimmt auch Anfragen für weitere Stücke entgegen.