Volunteers: Eine Familie im Dauereinsatz für eine gelungene Fußball-WM

Die Peschers aus Krefeld haben sich drei Wochen Urlaub genommen. Sie helfen im Gladbacher Stadion hinter den Kulissen.

Krefeld. Es muss nicht immer Mallorca sein — auch Mönchengladbach hat seine Vorzüge. Die Familie Pescher mit Vater Uli, Mutter Helga und Sohn Oli unterstützt als Freiwillige die Fifa Frauen-Fußballweltmeisterschaft. „Andere Leute nehmen sich drei Wochen frei, um sich in der Sonne zu räkeln, wir nehmen uns drei Wochen frei, um bei der WM zu helfen“, erklärt Oli Pescher.

Für Helga Pescher ist das selbstverständlich. „Im letzten Herbst hat uns ein Bekannter angesprochen, weil wir bei Sportveranstaltungen immer so aktiv sind. Er hat uns empfohlen, uns beim Deutschen Fußball Bund als Volunteers in Mönchengladbach zu bewerben.“ Gesagt, getan.

Doch das Auswahlverfahren hatte es in sich. „Zuerst mussten wir den Bewerbungsbogen ausfüllen. Von den gut 1000 Bewerbern sind dann ungefähr 500 zu Gesprächen eingeladen worden“, sagt die Verwaltungsangestellte.

Und ihr Mann fügt hinzu: „Dort musste man dann alle möglichen Fragen beantworten, was man so kann, ob man Rückenprobleme hat, ob man Englisch spricht — wie ein richtiges Bewerbungsgespräch eben. Zum Glück sind wir alle drei genommen worden.“

Mit ihnen sind knapp 300 andere Freiwillige in Mönchengladbach im Einsatz — und das in 13 verschiedenen Bereichen, vom Ticket-Service über den Fahrdienst bis hin zur Gästebetreuung. Bundesweit sind bei der Weltmeisterschaft rund 4000 Volunteers aktiv, Menschen aus aller Welt.

Die Familie Pescher arbeitet in der Logistik. „Wir stellen die Akkreditierungen aus, sorgen dafür, dass die richtigen Menschen zur richtigen Zeit reinkommen und bearbeiten das, was sonst so anfällt“, erzählt Helga Pescher. Bereits seit Februar, als die erste Werbeveranstaltung in Gladbach stattfand, sind die drei immer wieder auf verschiedenen Veranstaltungen aktiv.

In den nächsten drei Wochen haben sie kaum einen Tag frei. Bezahlt werden sie dafür nicht. „Im Gegenteil“, sagt Uli Pescher. „Wir zahlen sogar noch für den Parkplatz vor Ort.“ Die Bahn dürfen sie an ihren Einsatztagen allerdings kostenlos nutzen.

Besonders irritierend seien die Abkürzungen und englischen Begriffe, weiß Uli Pescher, der normalerweise — genau wie sein Sohn — Kundendiensttechniker ist. „Da ist plötzlich von NMD die Rede, No Match Day. Warum heißt es nicht einfach kein Spieltag?“

Dennoch sind sie zufrieden mit ihrer Entscheidung, sich bei der WM zu engagieren. „Wer weiß, ob wir nochmal eine Fußball-WM im eigenen Land erleben?“, meint Helga Pescher. Und Spaß macht ihnen die Arbeit auch. Schon beim Bockumer Fußball und im Bowling war die Familie an vielen Veranstaltungen beteiligt.

Ob es für sie einen Unterschied macht, bei einer Frauen- oder Männer-WM zu arbeiten? „Bei den Frauen gibt es keinen Trikottausch“, witzelt Oli Pescher. „Nein, im Ernst“, sagt sein Vater, „Frauenfußball muss leider fast als Randsportart bezeichnet werden, weil man das ganze Jahr nichts davon hört, sondern nur, wenn große Veranstaltungen sind.“

Gerade deshalb ist Helga Pescher von der derzeitigen Euphorie so angetan. „Die Werbung hat zwar spät angefangen, aber jetzt ist sie umso intensiver. Das ist toll.“ Und dass Deutschland Weltmeister wird, ist für alle drei sowieso klar.