Verbotene-Liebe-Darstellerin Julia Sontag: „Natürlich war ich aufgeregt“
Ab dem 16. Mai ist die gebürtige Krefelderin Julia Sontag in der Serie „Verbotene Liebe“ zu sehen. Mit der WZ sprach sie über ihre Rolle und die Schauspielerei.
Sie haben vier Jahre lang Schauspiel studiert — sind Sie überqualifiziert für eine Rolle in einer Seifenoper?
Julia Sontag: Nein. Nur weil „Verbotene Liebe“ täglich ausgestrahlt wird, ist doch die Qualität nicht schlechter als bei einem Fernsehfilm oder im Theater. Zudem wird hier ein Pensum verlangt, das man ohne fundierte Ausbildung gar nicht erfüllen könnte. Da hilft mir meine Ausbildung sehr, ich kann mich einfach auf vieles verlassen. Außerdem sind alle am Set Profis. Und zwar nicht nur die Regisseure und Kameraleute, sondern auch die Schauspieler.
Bei „Verbotene Liebe“ gelten die Handlungsstränge als vorhersehbar und die Dialoge als hölzern — stört Sie das nicht?
Sontag: Das sind für mich Vorurteile. „Verbotene Liebe“ ist eine hochwertig produzierte Serie, die sich innerhalb eines bestimmten Genres bewegt. Und der Name ist Programm. Gerade im Spannungsfeld zwischen adeliger und bürgerlicher Welt entstehen viele unterhaltsame Dialoge. Ich bin mit meiner Figur jedenfalls sehr zufrieden.
Ihre Figur heißt Martha Wolf, möchte in der Modewelt Fuß fassen und trifft dann ihren Traummann — wie haben Sie sich auf diese Rolle vorbereitet?
Sontag: Als Grundlage bekommt man ein Rollenprofil. Da stehen ganz viele Adjektive drin, 30 Stück oder so. In meinem Fall sind das Beschreibungen wie „humorvoll“, „schüchtern“ oder auch „tollpatschig“. Außerdem gibt es noch ein Dossier mit Hintergrundinformationen zu Familie und Freunden. Mit den Regisseuren und Produzenten habe ich mich natürlich auch unterhalten. Und da meine Geschichte viele Elemente der Romantic Comedy enthält, habe ich mir auch noch mal meine private DVD-Sammlung zu Herzen genommen und mir Filme wie „Bridget Jones I“ und „II“ oder „E-Mail für Dich“ angeschaut.
Wie war der erste Tag am Set?
Sontag: Das war Anfang Februar, wir produzieren ja dreieinhalb Monate im Voraus. Natürlich war ich aufgeregt. Auch weil alle meinen Namen kannten, schließlich haben sie auf die Figur gewartet. Aber ich kannte keinen. Außerdem habe ich mich am Anfang oft verlaufen. Wir drehen in drei großen Studios, da muss man sich erst mal zurechtfinden.
Wenn Sie so weit im Voraus produzieren, können Sie in der Welt von „Verbotene Liebe“ quasi in die Zukunft sehen. Versuchen Ihre Freundinnen Sie darüber auszuquetschen?
Sontag: Klar, kommen die manchmal und fragen. Aber ich bin zur Verschwiegenheit verpflichtet.
Die Zielgruppe von „Verbotene Liebe“ ist in erster Linie weiblich — fänden Sie es besser, wenn mehr Männer zuschauen würden?
Sontag: Natürlich ist das alles sehr weiblich erzählt. Aber vielleicht sollten trotzdem mehr Männer zuschauen. Dann würden sie möglicherweise verstehen, warum Frauen immer Blumen zum Valentinstag wollen.
Insgesamt schauen pro Folge rund 1,5 Millionen Menschen zu — beflügelt das beim Drehen oder wirkt es eher hemmend?
Sontag: Ich denk’ da nicht dran, dass würde mich verrückt machen. Wobei — wenn eine Szene etwas intimer ist, denke ich manchmal an meine Mutter und dass sie das irgendwann auch sehen wird.
Mit intimen Szenen haben Sie doch sicher auch am Theater schon Erfahrungen gemacht?
Sontag: Ja, aber das ist was anderes. Das ist ein geschlossener Raum und die Zuschauer erleben genau das, was du selbst auch erlebst. Bei „Verbotene Liebe“ ist das um drei Monate versetzt. Da muss man natürlich auch Vertrauen in den Regisseur haben.
Spielen Sie lieber am Theater oder im Fernsehen?
Sontag: Beides ist auf seine Art charmant und manchmal auch ein bisschen nervig. Beim Theater etwa gibt es Applaus, aber auch die Querelen der Kulturpolitik. Beim Fernsehen gibt es höhere Budgets, dafür aber auch lange Wartezeiten und manchmal zu wenig Mut zu Neuem.
Es ist nicht leicht, als Schauspielerin langfristig Erfolg zu haben — gibt es einen Plan B?
Sontag: Ich würde wohl auch mal Regie führen wollen. Aber da gibt es natürlich auch nicht viel mehr Sicherheit. Deshalb könnte ich mir auch vorstellen, etwas ganz Neues zu machen. Zum Beispiel eine Ausbildung zur Gestalttherapeutin.
Können Sie sich noch an den Text erinnern, den Sie als Neuntklässlerin für die Westdeutsche Zeitung geschrieben haben?
Sontag (lacht): Ja. Der wurde ungefähr 5000 Mal umgeschrieben. Schreiben ist nicht meine Stärke. Ich schreibe auch selten Textzeilen in Drehbüchern um. Ich weiß einfach nicht, ob das dann wirklich besser ist.