VHS-Ausstellung: Ein Drama zwischen Freiheit und Tyrannei

Die Volkshochschule zeigt die Ausstellung „1914 — 2014 Diktatur und Demokratie im Zeitalter der Extreme“.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Für VHS-Chefin Inge Röhnelt ist die Ausstellung „1914 — 2014 Diktatur und Demokratie im Zeitalter der Extreme“ Anlass zum Nachdenken über Vergangenheit und Zukunft“. Die Volkshochschule eröffnet auf diese Weise das Herbstsemester. Anlass der Schau ist die Fülle runder Jahrestage: 2014 jährt sich der Ausbruch des 1. Weltkrieges, der „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“, zum 100. Mal, 75 Jahre sind seit Beginn des von Hitler-Deutschland entfesselten 2. Weltkrieges vergangen, 25 Jahre seit dem Umbruch in der DDR und dem Mauerfall.

Auch für Dr. Ulrich Mählert, Referent der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, ist die Ausstellung im Foyer und in der ersten Etage am Von-der-Leyen-Platz eine „Aufforderung über den nationalen Tellerrand zu blicken“. Die Folgen des 1. Weltkrieges seien auch heute noch Realität, meinte Mählert und verweist dabei auf die Probleme im Nahen Osten oder auf dem Balkan.

Die Ausstellung erzählt auf 26 Tafeln Europas Geschichte im 20. Jahrhundert anhand 190 historischer Fotodokumente und Texte. Unter anderem findet der Besucher dort das seltene Foto einer Rede Lenins auf dem Swerdlow-Platz in Moskau. Rechts neben ihm steht Leo Trotzki, den Lenin-Nachfolger Stalin dort nicht nur wegretuschieren, sondern später auch ermorden ließ.

Die Ausstellung widerspiegelt das europäische Drama zwischen Freiheit und Tyrannei. Das auf eindrucksvolle Weise verdeutlicht, wie wichtig ein geeintes Europa für den Erhalt von Demokratie und Frieden ist. Die letzte Tafel wird überschrieben mit „Europa als Herausforderung“. Eine dieser Herausforderungen von heute ist die Bewältigung des Flüchtlingsstroms, der aus dem Süden an die europäischen Grenzen kommt. Konkrete Krefelder Bezüge hat die Ausstellung nicht. Das ist jedoch deshalb zu verkraften, da der Krefelder Blickwinkel bereits kürzlich Thema einer Ausstellung im Museum der Linner Burg war.

Die Krefelder Jazzband „Karin Mast und Blue Karma“ begleitet die neue Ausstellung mit Songs und Gedichten aus den 30er-Jahren. Mit dem Lied „Wenn die Sonne hinter den Dächern versinkt“ erinnert Karin Mast an den Komponisten Peter Kreuder („Ich brauche keine Millionen“) und dessen zwiespältige Haltung zum deutschen Faschismus in der Zeit des Nationalsozialismus.

Herausgeber der Ausstellung sind das Institut für Zeitgeschichte, München, Deutschlandradio Kultur und die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Die Tafeln der Ausstellung gibt es in einer Auflage von 3000 Stück. Die Schau soll im Laufe des Jahres an verschiedenen Orten gezeigt werden. 2000 Exemplare sind bereits von Ministerien, Kommunen, Vereinen und Schulen bei der Stiftung bestellt worden.