Perspektivwechsel Vom großen Glück, Krefelder zu sein

„Perspektivwechsel“ einmal anders: Die ersten Glücklichen lächeln von Plakaten und Werbesäulen.

Perspektivwechsel: Vom großen Glück, Krefelder zu sein
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Sylvia Paschold-Melahn ist fündig geworden: Die Porträts von zwei bekennenden Krefeld-Fans sind zurzeit an 50 Kultursäulen im ganzen Stadtgebiet zu sehen. Nach ihnen sucht die Fischelnerin seit einigen Wochen, um deren Konterfeis und das, was sie glücklich macht, auf Plakaten und in einer Ausstellung zu zeigen. Es ist ihr Projekt zur Aktion „Krefelder Perspektivwechsel“.

„Ich bin glücklich über die freundlichen Krefelder“, sagt beispielsweise Petra Leonhardt und lächelt den Passanten freundlich von der Werbesäule entgegen. Der Krefelder und Musiker Detlef Wendler hat eine ebenso positive Sicht auf die Seidenstädter. „Der liebe Gott und die Lebensfreude, das Genießen, schließen sich für uns nicht aus. Was soll einen Krefelder noch erschüttern, wenn er schon im Stadtwappen jemanden hat, der damit lebt, seinen Kopf unter dem Arm zu tragen?“, fragt er verschmitzt.

Menschen und Bekenntnissen dieser Art ist Sylvia Paschold-Melahn auf der Spur. Sie hat die Aktion „Perspektivwechsel“, die Stadtmarketing, Wirtschaftsförderung und Currenta initiiert haben, wörtlich genommen. Sie will der weit verbreiteten Krefelder Depression Positives entgegensetzen.

„Immer nur meckern tut ja auch dem Meckerer selbst nicht gut“, sagt Sylvia Paschold-Melahn. Deswegen sammelt sie Menschen und Gesichter, die positiv auf ihre Stadt schauen — wie eben die Ostwestfälin Leonhardt, die sich in Krefeld, ihrem neuen Wohnort, gut aufgehoben fühlt oder den Hobbymusiker Wendler, der sich freut, dass auch Senioren zu seiner Musik den Rollator beiseiteschieben.

Die zwei haben schon Gesellschaft. Da gibt es eine Hobbyautorin, außerdem eine engagierte Bockumerin und die 25-jährige Elisabeth, die sich freut, selbstständig und frei in Krefeld leben zu können.

Andreas Willems fotografiert die Porträts, während Paschold-Melahn mit den Kandidaten erzählt und ihnen die Scheu vor der Kamera nimmt. „Die Aufgabe macht mir viel Spaß und sie macht mich glücklich“, sagt der Fotograf. „Man sieht die Welt von einer anderen Seite.“

Bis zum Fotoshooting weiß Willems nicht, was seine Modelle glücklich macht. „Ich bekomme einen Eindruck von den Menschen und versuche, diesen im Bild festzuhalten.“

Was sich Sylvia Paschold-Melahn allerdings nach den ersten Monaten fragt: „Gibt es auch glückliche Männer in Krefeld?“ Bisher hätten sich vor allem Frauen gemeldet, und auch die jüngeren Krefelder seien noch unterrepräsentiert. „Sie sollen ruhig Mut fassen.“ Auch wer das, was ihn glücklich macht, nicht selbst aufschreiben will oder kann, könne sich bei ihr melden, sagt Sylvia Paschold-Melahn. Ein Experte im Team übernehme dann den Part, das Erzählte als Text festzuhalten.

Am Ende des Projekts sollen 30 bis 40 Porträts mit einer Kernbotschaft als Plakat gedruckt und — wahrscheinlich Ende März — eine Ausstellung gestaltet werden. Dort werden die Bilder mit den Bekenntnissen — in voller Länge — präsentiert.