Vom Krankenhaus auf den Jakobsweg

Nach 22 Jahren als Seelsorgerin verlässt Ursula Schön das Helios-Klinikum.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Nach mehr als 22 Jahren Tätigkeit am Klinikum ist die Seelsorgerin Ursula Schön am Mitwoch in der katholischen Kapelle mit einem ökumenischen Gottesdienst von Pfarrer Georg Giesen, der Klinikleitung, Mitarbeitern und Kollegen verabschiedet.

Auf die Zeit in „ihrem Klinikum“ blickt sie mit Dankbarkeit zurück. „Ich war als Vertrauensperson ansprechbar für Menschen, die Lebensfragen haben. Das ist ein großes Geschenk“, sagt die Seelsorgerin.

Den „Dreiklang von Begegnen, Begleiten und Beten“ bezeichnet sie als Basis ihrer Arbeit. Natürlich hätte es schwierige Zeiten gegeben, aber sie habe nie den Sinn für ihren Beruf verloren.

Ursula Schön erinnert sich an einen besonders dunklen Moment, als eine junge Mutter innerhalb kurzer Zeit verstarb. „Zu sehen, dass ich durch mein Dasein der Familie Kraft geben und Stabilität in die Situation bringen konnte, hat mir damals sehr geholfen“, sagt sie.

Doch nicht nur in größter Not war sie dabei. Als nach einer Nottaufe das Baby wie durch ein Wunder überlebt, begleitet die Seelsorgerin Eltern und Kind über viele Jahre. „Die Einschulung war ein stolzer Moment großer Freude.“

Um die Probleme nicht mit nach Hause zu nehmen, hat Ursula Schön ein Ritual entwickelt: „Ich verlasse die Klinik nach einem Einsatz erst dann, wenn ich mir alle Eindrücke von der Seele geschrieben habe.“ Einen Ausgleich findet sie bei Museums-, Theater- oder Konzertbesuchen. Freundschaften geben ihr zusätzlich Balance in ihrem Leben.

Jetzt legt die Gemeindereferentin ein Sabbatjahr ein. Danach warten neue Aufgaben im Bistum Aachen auf sie. „Im März gehe ich für einen Monat nach Madrid“, erzählt Ursula Schön. Anschließend pilgert sie ein halbes Jahr lang auf dem Jakobsweg. Ihre Etappe beginnt in Frankreich, 1500 Kilometer liegen dann bis Santiago de Compostela vor der 52-Jährigen.

Nach einem weiteren Monat in einem deutschen Kloster zieht es Ursula Schön ins außereuropäische Ausland. „Ich habe Einladungen von Freunden nach Kanada und Israel.“ Das Sabbatjahr hat sich Ursula Schön mit Überstunden angespart.

Sie hatte im vergangenen Jahr eine 50-Prozent-Stelle, arbeitete aber Vollzeit. „Jetzt mache ich eine Pause und ab Mai 2015 geht es dann mit einer vollen Stelle und ganzer Arbeit weiter.“ Sie freut sich auf die neue Herausforderung. „Immerhin sind es noch 13 Jahre bis zur Pensionierung“, sagt sie.