Wie Raupe Nimmersatt zum Nektartrinker wird
Am Samstag wird das neue Haus für tropische Schmetterlinge eröffnet. Die ersten Bewohner sind schon geschlüpft.
Krefeld. In einer kleinen Schachtel sieht man aufgerollte braune oder leuchtend grüne Blätter liegen. Doch sie täuschen den Betrachter: Es sind Schmetterlingsraupen, die hier auf den Zeitpunkt der Verpuppung warten. Dafür werden die Puppen aus der Schachtel nach und nach von einem Tierpfleger in einem Schmetterlingskasten äußerst vorsichtig aufgehängt.
Der Kasten steht in einem neuen Haus des Zoos Krefeld; rundherum allerdings sieht es doch noch nach Baustelle aus. "Aber am Samstag wird eröffnet, da wird wohl alles fertig sein", sagt Diplom-Biologin Cornelia Bernhardt. Dann sollen hier fast 200 Falter die Besucher verzaubern.
Aus Mittelamerika, Afrika und Asien kommen die neuen Bewohner, die in ihren Puppen noch unscheinbar und blass erscheinen.
Nach dem Schlüpfen entfalten die Tiere aus den Tropen ihre ganze Farbenpracht. Schmetterlinge, früher Tag- und Nachtvögel genannt, sind auch deswegen so faszinierend für die Besucher, weil diese Tiere im Laufe des Lebens so unterschiedliche Stadien durchlaufen.
Zunächst werden die Eier gelegt. Daraus entstehen die Raupen, die sich wie die kleine Raupe Nimmersatt (von Eric Carle) durch Blatt und Grün fressen. Dabei werden sie immer dicker und müssen sich vier- bis fünfmal häuten, um wieder in ihre schützende Hülle zu passen.
"In dieser Zeit sind sie ganz unbeweglich, und müssen sich daher vor dem Feind schützen", erklärt Cornelia Bernhardt. Mimikry nennt man diese vollkommene Nachahmung eines anderen Teils der Flora oder Fauna.
Dann endlich schlüpft der Schmetterling aus seiner Hülle: Die Metamorphose ist vollbracht. Diese Tiere leben von Nektar und haben in ihrer Zeit als Puppe ein vollständige Verwandlung der Organe durchgemacht. Bei jedem Tier dauert das unterschiedlich lange: Sie verbringen meist deutlich mehr Tage als Eier, Larve oder Puppe denn als bunter Falter.
In Krefeld werden die Tiere in allen ihren Stadien ein ganzes Haus bewohnen. Es umfasst 145 Quadratmeter: "Pro Quadratmeter rechnen wir einen Schmetterling", sagt Bernhardt.
Also werden jede Woche 100 neue Puppen hinzukommen, damit hier immer viele Tiere zu sehen sind. Die neuen Bewohner kommen aus Zuchtbetrieben, die nachhaltig arbeiten. Hier leben die Tiere bei etwa 25 Grad Celsius, die Luftfeuchtigkeit beträgt zwischen 50 und 70 Prozent. Einige Falter sind in der Zuchtstation schon geschlüpft - sie warten nur noch darauf, dass die tropischen Pflanzen für sie eingesetzt werden.