Auftritt: Felicitas Breest – mit starker Stimme und einem großen Traum
theater Schauspielerin Felicitas Breest ist neu im Ensemble des Stadttheaters. Ihre Leidenschaft gehört der Musik.
Krefeld. Wie unsere Leidenschaften entstehen, wodurch Begeisterung in uns wächst, das lässt sich nicht immer leicht beantworten. Felicitas Breest, neu im Schauspiel-Ensemble des Theaters, versucht es trotzdem - obwohl die Erinnerung nicht schön ist. Als Kind, Anfang der 80er-Jahre in Hamburg, hatte sie Masern, "und irgendwas ist dabei schief gegangen". Für Jahre war sie auf beiden Ohren so gut wie taub. "Ich war dadurch ein bisschen isoliert. Ich glaube, ich habe mir damals meine eigene Welt aufgebaut. Irgendwie war klar, dass ich spielen und auf der Bühne stehen wollte."
25 Jahre später hat sie dieses Ziel längst erreicht. Nach Jahren des freien Arbeitens von Bern bis Bremen und einem zwischenzeitlichen Engagement in Meiningen ist sie nun am Niederrhein gelandet. Ihr erster Eindruck: "Irgendwie brodelt hier was, es gibt ein Gefühl von Aufbruch." Gemeint ist die Atmosphäre am Theater, wo sich aus Altgedienten und Neuankömmlingen ein Ensemble formt. "Man tastet sich ab. Aber ich glaube, hier kann wirklich etwas zusammenwachsen."
Der Neuanfang tut der 31-Jährigen gut. Auch wenn sie es nicht ausspricht, wird deutlich, dass die drei Jahre Meiningen keine leichte Zeit waren. Vielleicht fehlten die Herausforderungen, vermutlich auch das Miteinander: "Hier habe ich von Anfang an ein anderes Gefühl, als ich es in Meiningen je hatte", sagt Breest. Die ersten Rollen, die sie bekommt, machen ihr zusätzlich Mut: Sie spielt die Desdemona in "Othello" und singt beim Musikabend "Lenz" Lieder von Franz Schubert.
Letzteres freut sie besonders: Seit vielen Jahren nimmt Breest Gesangsunterricht - weit mehr als eine Zusatzqualifikation. "Ich will es einmal erleben, wie es ist, auf einer großen Opernbühne zu stehen", sagt sie. "Diesen Traum gebe ich nicht auf." Dass es nicht leicht wird, in der Oper zu landen, weiß sie längst: "Theater sind eigen, wenn es um einen Wechsel zwischen Sparten geht."
Deshalb hat Breest nach ihrem Engagement in Meiningen ein Jahr lang allein an der Verwirklichung ihres Traums gearbeitet, will sagen: an ihrer Stimme. Bevor sie in Krefeld für die Schauspielsparte zusagte, musste sielange nachdenken: "Ich war mir nicht sicher, ob mich das wieder von meinem Weg ablenkt. Aber ich konnte nicht noch länger im stillen Kämmerlein vor mich hin singen. Es ist schwierig, nur aus sich selbst Kraft zu schöpfen."
Auf eine Art ist die Sache mit der Musik für sie auch eine Rückkehr zu den Wurzeln. Nach der Schule hatte sich Breest 1996 zunächst für eine Musical-Ausbildung entschieden. Doch so richtig wohl fühlte sie sich nicht: "Das war mir zu unecht und kitschig. Da ging es nur um Aussehen und Selbstvermarktung." In ihrer Familie hatte sie Musik ganz anders kennengelernt: Ihr Vater ist Plattenproduzent für Klassik, Breest wurde damit groß: "Musik tritt bei mir etwas los. Ich empfinde sie als etwas sehr Intimes."
Das war selbst damals so, als Felicitas Breest fast nichts mehr hören konnte. Die Klänge bei Konzerten und in der Oper haben sie dennoch tief berührt. Als Kind, erzählt sie, hat sie mit einer Freundin sogar ihr eigenes Musical geschrieben. Der Titel: "Wishes" - Wünsche. Jetzt müssen sie nur noch in Erfüllung gehen.