Couch-Surfing: Per Gratis-Sofa die Welt bereisen

Couch-Surfing ist kein neuer Trendsport, sondern ein Forum, in dem Leute auf der ganzen Welt ihr Sofa zum Übernachten anbieten. So auch Lutz Weidler in Krefeld.

Krefeld. Lutz Weidler hat Besuch. Den Niederländer Wolter Seuntjens sieht er zum ersten Mal, die zwei Herren haben sich soeben erst persönlich kennengelernt, und trotzdem bietet der Krefelder ihm eine Schlafmöglichkeit in seinem Haus in Forstwald an. "Der Kontakt ist über das Internet-Forum Couch-Surfing entstanden", erklärt Weidler und schenkt seinem Besuch noch eine Tasse Kaffee ein.

Auf dieser Internet-Seite bieten Menschen weltweit kostenlos ihre Couch oder eine andere Schlafgelegenheit zum Übernachten an. "Ich habe eine Unterkunft in Krefeld gesucht, da ich auf der Durchreise bin", erzählt Seuntjens, der das erste Mal in der Stadt am Niederrhein ist.

Mit dem Fahrrad ist er von Brüssel über einen weiteren Zwischenstopp in Belgien nach Krefeld gekommen. "Da er genau an dem Wochenende angekommen ist, an dem die A 40 im Rahmen der Kulturhauptstadt gesperrt war, haben wir die Gelegenheit genutzt und sind mit dem Fahrrad dorthin", sagt Weidler und zeigt sich als guter Gastgeber. "Aber eigentlich müssen Couch-Surfer nicht beschäftigt werden, meist sind sie unkomplizierte Gäste", stellt der Niederländer lachend fest.

Tatsächlich ist diese Form der Unterkunft bei Reisen nicht für jeden geeignet. Zum einen kennt man den Besuch oder den Couchanbieter meist nur über das Profil auf der Internetseite und muss deshalb ein Stück Vertrauen mitbringen. Zum anderen geht es meist beim Couch-Surfing um mehr als nur das kostenlose Übernachten. "Man sollte schon kontaktfreudig sein. Für Geschäftsleute, die es eilig haben, wäre Couch-Surfing nichts", meint Seuntjens.

"Bedenken habe ich eigentlich nie, jemand Fremdes in mein Haus zu lassen, ich habe bisher auch nur gute Erfahrungen gesammelt", erklärt Weidler seine Teilnahme. Auf der Internetseite gibt es außerdem die Möglichkeit, sich mit Leuten lediglich auf einen Kaffee zu treffen oder sich als Stadtführer in der jeweiligen Heimat anzubieten.

Lutz Weidler hat schon mehrmals Besuch auf seiner Couch gehabt, die, um genau zu sein, ein richtiges Bett ist. "Sehr bequem", stellt auch der Niederländer zufrieden fest. Aus Neuseeland und USA kam der entfernteste Besuch, aus Köln der nächste, den Weidler schon beherbergte. "Wir haben sogar schon denselben Couch-Surfer zu Besuch gehabt", erzählen die zwei Männer beim gemütlichen Frühstück.

Weidlers Tochter hatte das Forum entdeckt und ihn dazu ermuntert, sich anzumelden. "Für mich ist es eine Bereicherung, neue interessante Menschen aus aller Welt kennenzulernen", ist er davon begeistert. Er selbst hat mit einem Freund die Internetseite für eine Übernachtung in Long Island in den USA genutzt. "Allerdings wurden wir dort in einem Zelt, anstatt auf einer Couch untergebracht, aber auch das war völlig in Ordnung", erinnert sich der Bildhauer lachend.

Wolter Seuntjens, der in Brüssel und Erfurt wohnt, ist mit Couch-Surfing schon unter anderem in Paris, Leipzig und eben nun in Krefeld untergekommen. "Ich kann es nur weiterempfehlen, wenn man nah bei den Menschen und gastfreundlich unterkommen möchte", sagt der Psychologe. Sein 17-jähriger Sohn hat ihn mal gefragt, ob er mit 49 Jahren nicht zu alt für so etwas sei, da Couch-Surfing vor allem unter Studenten verbreitet ist. "Das sehe ich gar nicht so", stellt er schnell klar und bekommt nickende Zustimmung von seinem 53-jährigen Gastgeber. Die beiden hoffen, dass ihre Kinder diese Form des Reisens ebenfalls für sich entdecken. Beim Abschied versprechen sie sich in Kontakt zu bleiben, und der Niederländer schwingt sich wieder auf sein Fahrrad, um seine Reise fortzuführen.

Weitere Informationen unter: www.couchsurfing.org