WZ-Serie: Alles muss im Fluss bleiben
Dietmar Zilkenath und Mesut Elmar kümmern sich auch nachts bei den Stadtwerken um freie Bahn bei Gas, Wasser und Fernwärme.
Krefeld. Ein Aufatmen geht durch die Netzleitwarte der Stadtwerke Krefeld (SWK). Wenige Stunden zuvor, am frühen Abend, hat sich ein weiteres Unwetter mit Starkregen angekündigt. Doch die massiven Schauern blieben aus, die dunklen Wolken entluden sich weiter im Südwesten. Entspanntes Zurücklehnen ist bei Dietmar Zilkenath und Mesut Elma trotzdem nicht angesagt, auch wenn die Sessel mit den hohen Lehnen dazu einladen.
Die beiden haben Nachtschicht in der wie die Kommandobrücke eines Raumschiffs anmutenden Netzleitwarte. Ihre Aufgabe auf den Punkt gebracht: Dafür zu sorgen, dass alles fließt. Neben Wasser sind die SWK-Mitarbeiter auch für Strom, Gas und Fernwärme zuständig.
"Dafür stehen uns hier eine ganze Menge Informationen zur Verfügung", sagt Elma mit einem Blick über die großen Monitore, die aus acht verschiedenen Bildschirmvergrößerungen bestehen. Wie Börsencharts wirken sie, tatsächlich können der 47-jährige Zilkenath und sein Kollege erkennen, wo wieviel Strom oder Wasser fließt und wo eine Störung auftritt.
Zilkenath deutet auf eine weiße Markierung auf einem der Displays "Dort kann ich sehen, dass in Hüls gerade ein Kabel wegen Wartungsarbeiten abgeschaltet ist." Sein prüfender Blick wandert über die Batterie von Monitoren direkt auf dem Schreibtisch. "Wichtig ist, dass bei einem abgeschalteten Kabel eine Umleitung bereit steht. Das ist wie beim Straßenbau."
Wie im Cockpit eines Passagierjets sitzt der Systemmanager, quasi der "Flugkapitän" - in dieser Nacht Zilkenath - auf dem linken der beiden Plätze, der Assistent, der "Copilot", dagegen rechts. Der 34-jährige Elma kümmert sich in dieser Nacht vor allem um die Fernwärme. Der gelernte Energieelektroniker kann jedoch auch alle Informationen über die Einspeisung der RWE in das Stromnetz der Stadt und über die Durchflussmenge des Wassers in den Kanälen unter der Innenstadt aufrufen. "Viel machen können wir von hier aus allerdings nicht, die Pumpen laufen automatisch."
Ein Diagramm zeigt die Regenmenge des frühen Abends. Genau an der 19.30 Uhr-Markierung steigt die Kurve sprunghaft in die Höhe, nur um dann langsam und unregelmäßig wie ein Sägeblatt wieder abzuflachen. Eine typische Kurve für eine Regenschauer.
"Am 3. Juli war das natürlich alles viel dramatischer", meint Elma. Vor allem auch, weil in den Nachtstunden die Anrufe von SWK-Kunden in der Leitwarte auflaufen. An jenem Juliabend waren das eine ganze Menge. Probleme mit der Nachtschicht, die am Wochenende auch mal zwölf Stunden betragen kann, haben beide nicht. Zilkenath: "Man arrangiert sich damit." Und Elma, wie sein Kollege Familienvater, ergänzt: "Wenn die Leute daheim da mitziehen, ist es echt kein Problem."
Es sind vor allem die Stunden zwischen zwei und vier Uhr, in denen es ruhiger wird. "Dann sind die Heizungen meist heruntergefahren." Im Winter ist um vier Uhr der Punkt erreicht, an dem Zilkenath und seine Kollegen sich um die Fernwärme kümmern müssen. "Die Schüler in den Schulen und Mitarbeiter in den öffentlichen Gebäuden wollen es ja warm haben."