Zwei Krefelder laufen am Donnerstag im Nationaltrikot auf

Fast 6000 Tickets für U17-Länderspiel Deutschland-Türkei sind bereits verkauft.

Krefeld. Bis in die Haarspitzen motiviert sind Samed Yesil und Koray Kacinoglu, wenn am Donnerstag, 24. März, um 11 Uhr das Länderspiel der U17-Junioren zwischen Deutschland und der Türkei in der Krefelder Grotenburg angepfiffen wird. Das hat gleich mehrere Gründe: Beide sind Krefelder, Yesil erst seit zwei Jahren, Kacinoglu schon sein Leben lang. Freunde, Familie und Mitschüler werden sich unter die Zuschauer mischen. Bislang wurden fast 6000 Karten für die Partie verkauft.

Dass es gegen die Türkei, der Heimat ihrer Familien, geht, treibt die beiden zusätzlich an. „Unsere Familien werden vielleicht mit Türkei-Flaggen ins Stadion kommen, aber bei Deutschland-Toren jubeln. Insgesamt ist das natürlich ein Traum, in der eigenen Heimatstadt zu spielen“, sagt Kacinoglu, der mittlerweile für den MSV Duisburg aufläuft.

Vor drei Jahren entdeckten ihn die Talentspäher beim Ländercup, den er für die Niederrhein-Auswahl bestritt. Anders als im Verein musste er damals in der Abwehr aushelfen. „Das habe ich wohl so gut gemacht, dass sie auf mich aufmerksam wurden“, sagt er schmunzelnd. Zu dem Zeitpunkt streifte er noch das Trikot von Bayer Uerdingen über, zuvor war er auch für den KFC aktiv. Die ersten „Gehversuche“ machte der 16-Jährige aus Forstwald allerdings bei Anadolu-Türkspor an der Randstraße.

Nationalmannschafts-Kollege Samed Yesil, der vor zwei Jahren aus Düsseldorf nach Krefeld zog, spielte in seiner noch jungen Karriere für den CFR Links und BV 04 Düsseldorf, ehe es vor sechs Jahren zu Bayer Leverkusen ging. „Mein älterer Cousin hatte ein Probetraining für mich organisiert. Diese Chance habe ich genutzt.“ Schon jetzt freuen sich beide auf die kommende Saison: Kacinoglu wechselt zur Spielzeit 2011/2012 zum 1. FC Köln — aus den Freunden werden dann Rivalen.

Dass sie trotz des Berufswunschs „Fußball-Profi“ nicht nur den Fokus auf dieses eine Ziel legen, wird auch vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) gerne gesehen. In der DFB-Philosophie spielt die Schulbildung eine große Rolle. So werden die Jugendmannschaften von Lehrern begleitet, die die Jungs vor oder nach dem Training unterrichten.

„Klar wollen wir Profis werden, aber bis dahin kann noch viel passieren. Deswegen will ich auch auf jeden Fall Abitur machen“, sagt Kacinoglu. Bis zur 9. Klasse besuchte er das Fichte-Gymnasium, dann rieten ihm die MSV-Verantwortlichen zum Wechsel an die benachbarte Kooperationsschule in Duisburg-Meiderich. Yesil, der zuerst die Kurt-Tucholsky-Gesamtschule besuchte und jetzt auf die Kaufmannsschule geht, beginnt in Kürze eine Ausbildung zum Sport- und Fitness-Kaufmann. Er fühlt sich in Krefeld pudelwohl: „Eine schöne Stadt, hier gefällt es mir. Krefeld ist nicht so groß, so lebt man enger zusammen. Vielleicht habe ich auch deswegen noch nie so etwas wie Rassismus hier erlebt“, sagt Kacinoglu.

Beide erwarten am Donnerstag ein spannendes Spiel — mit hoffentlich gutem Ausgang für Deutschland. „Wir wollen alle drei Spiele der Elite-Runde gewinnen und uns so für die Europameisterschaft in Serbien qualifizieren“, sagt Samed. Dass sie dabei vor so großer Kulisse spielen, sei schon etwas Besonderes: „Normalerweise sind es ein paar Hundert, die unsere Spiele verfolgen. 6000 sind natürlich der Hammer. Klar, dass man dabei etwas aufgeregter ist. Aber auch motivierter“, sagt Koray.