Fall Mirco: Verzweiflung und Misstrauen

In Grefrath wissen viele Menschen nicht mehr, ob sie ihren Nachbarn noch trauen können.

Grefrath. Die Verunsicherung in Grefrath ist gewachsen, die Verzweiflung nicht gewichen. "Bis Mitte der Woche war es so, dass wir glauben konnten, das Böse wäre mit dem Auto in unsere heile Welt hineingefahren, hätte einen von uns herausgerissen und wäre wieder verschwunden", sagt eine Frau mittleren Alters. "Jetzt sagt uns die Polizei, dass das Böse die ganze Zeit unter uns war." Ihren Namen möchte die Grefratherin nicht nennen.

Eine ältere Dame findet es "prinzipiell gut", dass man nach den Nachbarn schauen solle. Sie hat auch keine Angst, vielleicht selbst ins Visier der Ermittler zu geraten. "Zu mir kann die Polizei jeden Tag kommen, ich habe ja nichts zu verbergen", sagt sie. "Und das sollte jeder so sehen."

Andere können oder wollen sich nicht vorstellen, dass jemand, den sie kennen, der Täter sein könnte. "Aus unserer Nachbarschaft war das niemand", sagt Inge Trienekens, "da bin ich absolut sicher". Ihr fällt dies leichter zu sagen als anderen auf dem Grefrather Marktplatz - sie kommt aus dem benachbarten Wachtendonk. Aber auch in Grefrath schieben viele den Gedanken von sich. Eine Frau um die sechzig wird sogar richtig böse: "Ich will meine Nachbarn nicht verdächtigen. Wir wohnen über 30 Jahre nebeneinander. Ich will mich von der Polizei nicht zum Spionieren auffordern lassen."

Das Misstrauen kann aber auch in eine andere Richtung umschlagen. Wie bei einem Mann aus Süchteln, der mit seiner Frau über den Grefrather Markt bummelt. "Seit ich das Original-Foto von der gefundenen Hose in einer Zeitung gesehen habe, glaube ich der Polizei nichts mehr", sagt er. Er glaubt nicht, dass es die Frau gibt, die die Hose gefunden und erst Tage später abgegeben hat. "Auf dem Foto ist die Hose an den Beinen noch nass, aber in der Hand eines Ermittlers. Wie passt das zusammen, wenn sie doch tagelang in einem Haus gelegen haben soll?"

Aber wie die anderen Menschen rund um die Ortschaft am Niederrhein hofft auch er, dass die Polizei bald Ergebnisse präsentieren kann. Eine Hoffnung ist bereits zerplatzt: Die Überflüge mit den Bundeswehr-Tornados hatten am Freitag zwar vier verdächtige Bereiche ergeben. Die Kontrolle dieser Orte ergab aber nichts Verwertbares.