Wahlkampf mit alten Gesichtern
An mehreren Stellen hat eine Firma Wände mit veralteten Wahlplakaten aufgestellt. Sie sollen überklebt werden.
Mönchengladbach. Ministerpräsidentin Hannelore Kraft hat mehrfach deutlich gesagt, dass sie nicht für ein politisches Amt nach Berlin gehen möchte. Die SPD-Frau fühlt sich in ihrer Heimat Nordrhein-Westfalen wohl und ließ sich deshalb nicht darauf ein, Kanzlerkandidatin der Sozialdemokraten zu werden.
Trotzdem war es eindeutig die 52-jährige Landesmutter, die in den vergangenen Tagen zum Beispiel am Metzenweg und am Willicher Damm von Wahlplakatwänden lächelte. Neben ihr, nicht minder dem Wähler zugeneigt, ihr Vorgänger Jürgen Rüttgers (CDU), der sich längst im politischen Ruhestand befindet. Und das alles kurz vor der heißen Phase im Bundestagswahlkampf.
Die Werbeposter stammen noch von der Landtagswahl 2010. Des Rätsels Lösung ist wohl ein Versehen des verantwortlichen Werbeunternehmens. Die Stadt erteilt für die Zeit des Wahlkampfes den Auftrag, die großflächigen Plakatwände aufzustellen. 69 davon werden im Stadtgebiet verteilt.
Darum kümmert sich die Firma Ströer. Zu dem Auftrag vergibt die Stadt noch eine Genehmigung für die Nutzung der Werbetafeln an das Unternehmen, das die Flächen dann vermarkten kann. Welche Parteien sich wie groß auf den Tafeln austoben können, richtet sich nach dem letzten Wahlergebnis.
Nun wurden für die Bundestagswahl am 22. September im Mönchengladbacher Stadtgebiet also die ersten Plakatwände aufgestellt — mit den erwähnten alten Postern. Walter Schröders, Pressesprecher der Stadt, widerspricht anders lautenden Medienberichten, nach denen die Stadt verantwortlich für die Panne wäre.
„Wir sind ja gar nicht für den Aufbau der Plakatwände verantwortlich. Vermutlich haben die Mitarbeiter der Firma Ströer oder eines von ihr beauftragten Subunternehmers, die die Wände aufstellen sollten, nicht auf die alten Plakate geachtet“, sagt Schröders.
Konsequenzen werden die „alten Gesichter“ laut Schröders nicht haben. Am Mittwoch waren Mitarbeiter des Unternehmens unterwegs, um weitere Verwirrung zu vermeiden. Normalerweise werden die Wände vor der Wahl weiß aufgestellt. Weiß überklebt sollen jetzt auch die falschen Plakate werden. Später sollen kommerzielle Werbeplakate folgen, ehe ab dem 2. September — drei Wochen vor der Wahl — statt Kraft und Rüttgers die Gesichter von Kanzlerin Angela Merkel und ihrem Herausforderer Peer Steinbrück zu sehen sein werden — wenn diesmal alles glatt geht.