Bürgermeisterwahl: Ein Wirt will alles ändern
Mutig und ein bisschen verrückt: Bernd Westerhausen.
Meerbusch. Der Meerbuscher Bernd Westerhausen ist nicht nur parteilos, sondern kandidiert zudem ohne Unterstützung einer Partei für den Posten des Bürgermeisters. Der Wirt des La Pähd, 48 Jahre alt, hat sich erst vier Werktage vor Fristende dazu entschieden. „Sportlich“, nennt er das selbst.
Seine eigenen Erfahrungen und die Kritik, die in zahlreichen Gesprächen an der Theke und im Dorf artikuliert wurde, haben Westerhausen seine Wahlkampfthemen geliefert: Transparenz und Bürgernähe. „Es kann nicht sein, dass man um 12.05 Uhr in der Verwaltungszentrale anruft und als erstes darauf hingewiesen wird, dass man um diese Zeit kaum einen Mitarbeiter erreichen könne.“ Dass ein Antrag für Public Viewing erst nach zehn Wochen entscheidungsreif sei, sei ebenso kritikwürdig, „aber kein Wunder, wenn man erfährt, dass Verwaltungsmitarbeiter während ihrer Dienstzeit Werbung für eine Partei machen“. Der Kontakt zwischen Bürger und Verwaltung müsse dringend verbessert werden. „Der mündige Bürger muss wenigstens das Gefühl haben, dass man sich um sein Anliegen kümmert, selbst wenn es keine schnelle Lösung gibt.“
Es sind Themen aus dem Alltag, die Westerhausen antreiben. „Man muss sich positionieren“, sagt er, „nicht nur kritisieren, sondern etwas verändern.“ Klüngeln will der neue Bürgermeister nicht, zumindest nicht für Einzelpersonen. „Klüngel muss für das ganze Dorf klappen. Alle müssen etwas davon haben.“
Dass er diesen Prozess direkt von der Spitze der Verwaltung aus anstoßen will, hat nicht nur seine erwachsene Tochter überrascht, erzählt der 48-Jährige schmunzelnd. Passanten, die ihm im Vorübergehen ein wohlmeinendes „Du bist doch der Doll, der Bürgermeister werden will“ zurufen, widerspricht er nicht. Lähmung und Resignation, die vielerorts in der Politik zu spüren seien („Du änderst ja doch nichts!“) teilt er nicht: „Man muss vielleicht einfach mal was anderes machen, ruhig ein bisschen verrückt sein.“
Anders ist schon sein Wahlkampf, den er im Spaziergang in seiner Freizeit in vielen zufälligen Begegnungen erledigt. Außerdem hat er in der Nacht zu Montag 92 Plakate aufgehängt — ein Kraftakt, den seine 72-jährige Mutter tatkräftig unterstützt hat: Sie war es, die im Baumarkt zunächst Kleister, und als der nicht halten wollte, schließlich Teppichband besorgte, um die Poster zu befestigen. Deren Botschaft ist kurz: „Warum ich? Warum nicht?“, fragt ein lächelnder Bernd Westerhausen.
Als Zünglein an der Waage, wie einige ihn betrachten, fühlt sich der Büdericher nicht unwohl. Seine Stimmenzahl kann dafür sorgen, dass es in Meerbusch zu einer Bürgermeister-Stichwahl kommt. Auf 25.000 Euro werden deren Kosten geschätzt.
„Ich nehme niemandem Stimmen weg“, sagt Bernd Westerhausen. „Ich hoffe, dass die Leute, die mich wählen wollen, zur Wahl gehen.“