Loveparade-Opfer: Viele Leiden an Trauma

Duisburg (dpa). Vier Monate nach der Loveparade-Katastrophe von Duisburg leiden zahlreiche Teilnehmer weiter unter erheblichen psychischen Spätfolgen. „60 bis 70 Prozent der Menschen, die zu den Treffen kommen oder zu denen ich telefonisch Kontakt habe, sind traumatisiert“, sagte Jürgen Hagemann, Vorsitzender des Betroffenen- Vereins „Massenpanik Selbsthilfe“ am Freitag in Duisburg.Viele Traumatisierte benötigten ärztliche Behandlung.

Bei der Kostenübernahme gebe es zum Teil Probleme mit den Krankenversicherungen, sagte Hagemann.

Psychisch belastete Jugendliche hätten auch Probleme, Lebensversicherungen abzuschließen, weil die Gesellschaften ihnen die Aufnahme verweigerten. „Über solche Spätfolgen denkt kaum jemand nach.“Etwa 100 Menschen haben sich nach Hagemanns Worten in dem Verein zusammengeschlossen, der Opfern unter anderem Hilfe bei der Suche nach einem Anwalt anbietet. Bei der Loveparade waren am 24. Juli und in den Tagen danach insgesamt 21 Menschen gestorben und Hunderte verletzt worden. Seitdem gibt es heftigen Streit um die Verantwortung.

Der Verein plant im kommenden Februar eine Tagung, um Stadt, Experten und Betroffene zusammen zu bringen. Hier erhoffen sich die Veranstalter auch offene Aussagen von Mitarbeitern der Stadt. Der Ombudsmann der Landesregierung NRW habe bereits zugesagt, sagte Hagemann. Hagemann ist Vater eines Mädchens, das bei der Katastrophe schwer verletzt worden war.Das Verhalten der Verantwortlichen kritisierte Hagemann scharf. Der Duisburger Oberbürgermeisters Adolf Sauerland (CDU) habe sich nicht ausdrücklich entschuldigt.

„Inzwischen ist mir das aber egal. Für jegliche Art von Betroffenheit ist es jetzt zu spät.“ Es gehe den Betroffenen nicht um einen Sündenbock, „sie wollen aufklären, was da passiert ist“, sagte Hagemann.Der nordrhein-westfälische Innenminister Ralf Jäger (SPD) hatte am Mittwoch im Landtag erneut die Duisburger Polizei in Schutz genommen. Es habe keine Einsatzpannen oder Kommunikationsprobleme gegeben, sagte er.