Loveparade-Prozess in Düsseldorf: Die Stimmung ist giftig
Düsseldorf. Schon am ersten Verhandlungstag des auf mehr als 111 Prozesstage angesetzten Strafprozesses um die Loveparade-Katastrophe tritt das Verfahren auf der Stelle.
Die Stimmung ist giftig - zwischen Verteidigern der zehn Angeklagten und den Rechtsanwälten der Nebenkläger.
Erst begann der erste Verhandlungstag vor dem Landgericht Duisburg in dem riesigen Saal der Messe Düsseldorf mit 45 Minuten Verzögerung. Dann benötigte der Richter eine knappe Stunde allein dafür, die Anwesenheit der Prozessbeteiligten und ihrer Anwälte festzustellen. Doch auch dann konnte noch nicht mit den Angaben der zehn Angeklagten zu ihrer Person und schon gar nicht mit der Verlesung der Anklage begonnen werden. Denn seit mehreren Stunden geht es darum, ob das Gericht noch vor der Verlesung der Anklage über eine Besetzungsrüge (dass also das Gericht fehlerhaft besetzt sei) und auch über einen Befangenheitsantrag gegen zwei Ergänzungsschöffen zu entscheiden habe.
Aus den Reihen der Nebenkläger-Anwälte war bereits das Wort „missbräuchlich“ zu vernehmen, was die Verteidiger scharf zurückwiesen. Bei den etwa 25 anwesenden Nebenklägern, die bei der Katastrophe im Juli 2010 Angehörige verloren haben, dürfte sich bereits ein erster schlechter Eindruck eingeprägt haben. Und vielleicht die Zweifel verstärken, wozu all das führen soll. Schon vor Beginn des Prozesses war spekuliert worden, dass die mehr als 30 Verteidiger der zehn Angeklagten auf Zeit spielen werden. Schließlich könnte im Juli 2020 die Verjährung eintreten. Das stundenlange Hin und Her noch vor dem eigentlichen Beginn deutet auf eben diese Taktik hin.