Duisburg: Die Loveparade-Katastrophe Hinterbliebene erleichtert: Loveparade-Prozess "erfreulich"
Wirklich gerechnet hatten die Opfer der Loveparade wahrscheinlich nicht mehr damit. Nun ist aber klar: Die Katastrophe von Duisburg vor sieben Jahren wird aufgearbeitet, ein Prozess findet statt.
Düsseldorf. Erleichtert haben die Anwälte der Loveparade-Opfer auf die Entscheidung für einen Strafprozess zur Duisburger Katastrophe reagiert. „Das kommt unerwartet, aber es ist sehr erfreulich“, sagte Professor Thomas Feltes der Deutschen Presse-Agentur am Montag in Bochum. Er vertritt einen Vater, dessen Tochter bei dem Technofestival am 24. Juli 2010 ums Leben kam. Für seinen Mandanten sei die erste Entscheidung der Duisburger Kammer gegen einen Prozess nicht nachvollziehbar gewesen. „Das war damals ein Schlag ins Gesicht der Opfer, nun herrscht Erleichterung bei ihnen.“
Den Opfern gehe es weniger um eine Strafe für einzelne Personen. Sie wollten, dass die Gerichte das Geschehen aufarbeiteten und dass die Schuldfrage geklärt werde. „Wenn dann das Verfahren so geführt wird wie beim Münchner NSU-Verfahren, dann kann die Kammer den Opfern gerecht werden“, sagte Feltes.
Anwältin Bärbel Schönhof betonte, ein möglicher Freispruch sei für die Opfer zwar schwer zu verkraften. Aber es sei wichtig, den Sachverhalt aufzuarbeiten. „Es muss geklärt werden, was passiert ist, wo Fehler gemacht wurden“, sagte Schönhof, die mehrere Opfer vertritt. Mit einem zügigen Prozessbeginn rechnet sie nicht: „Ich habe da meine Zweifel, Messehallen sind ja weit im Voraus ausgebucht.“
Bei der Katastrophe waren vor sieben Jahren 21 Menschen ums Leben gekommen und über 600 verletzt worden. Das Landgericht in Duisburg hatte die Anklage gegen zehn Beschuldigte zunächst mangels Erfolgsaussichten nicht zur Verhandlung zugelassen. Dagegen hatten die Staatsanwaltschaft und verschiedene Nebenkläger erfolgreich Beschwerde eingelegt.
„Ich bin erleichtert“, sagte auch Gregor Hecker, der als Ersthelfer vor Ort versucht hatte, ein junges Mädchen zu reanimieren. „Endlich können für mich wichtige Fragen beantwortet werden.“ Ihn interessiere besonders, warum die Funkkommunikation der Einsatzkräfte damals nicht funktioniert habe, sagte Hecker der dpa.
Auch nach Einschätzung des Düsseldorfer Anwalts Julius Reiter hatten viele Opfer die Hoffnung auf eine Aufarbeitung bereits aufgegeben. „Die Richter werden sich nun im Strafprozess mit den Versäumnissen der Verantwortlichen rund um die Loveparade-Katastrophe auseinandersetzen müssen“, sagte Reiter, dessen Kanzlei rund 100 Betroffene vertritt, darunter die Angehörigen von vier Todesopfern. „Dies ist eine Erleichterung für die Opfer, die schon so lange auf die Aufklärung warten.“ Für die Duisburger Richter sei die neue Entscheidung dagegen eine „Ohrfeige“. (dpa)