Nach der Bundestagswahl Nach der Wahl: Parteien in NRW erleben Eintritts-Boom
Düsseldorf. Die Parteien in NRW verzeichnen seit der Bundestagswahl vor einer Woche eine ungewöhnliche Welle von Neumitgliedern. Für die SPD war der September nach eigenen Angaben der drittbeste Eintrittsmonat der vergangenen 20 Jahre.
Der Landesverband der Grünen meldete den höchsten Mitgliederstand seit 2014. Nach Wahlen sei das politische Interesse der Bürger zwar generell sehr hoch. Dass dieser Effekt diesmal besonders stark ausfällt, führen viele Parteivertreter aber auf das starke Abschneiden der AfD bei der Bundestagswahl zurück.
Ein aufsteigender Trend sei nach großen Wahlen normal, sagte CDU-Pressesprecherin Isabelle Fischer. FDP-Pressereferent Matthias Voigtländer hat ähnliche Erfahrungen gemacht: „Große Wahlen dienen oft als Weckruf für ein eigenes parteipolitisches Engagement.“ Viele Parteivertreter vermuten aber einen weiteren Grund: ein Zeichen zu setzen. „Vermutlich merken die Menschen in Zeiten von Trump und der AfD, dass das Wählen alleine nicht unbedingt reicht. Sie wollen sich aktiv an der Politik beteiligen“, sagte SPD-Sprecher Marcel Atoui.
„Das Ergebnis der Bundestagswahl hat viele schockiert, weil die AfD im Wahlkampf offen völkische und teils rechtsradikale Positionen vertreten hat. Positionen, denen wir Grünen fundamental entgegenstehen“, teilten die Grünen mit. „Der Eintritt bei den Grünen ist deshalb auch ein starkes und wirkungsvolles Zeichen gegen Rechts.“ So sieht es auch die Linkspartei.
940 neue Mitglieder haben sich bei der SPD in NRW seit dem Wahlsonntag alleine über das Internet angemeldet. Austritte gebe es kaum. Die FDP spricht von einem „stetigen Zuwachs an Neumitgliedern“. Mittlerweile hat die Partei in NRW mehr als 16 000 Mitglieder, 2000 mehr als Anfang des Jahres. Allein seit der Bundestagswahl seien rund 250 Menschen dazugestoßen.
Seit dem 24. September sind bei den Grünen mehr als 180 Menschen beigetreten. Im Landesverband sind momentan gut 12 800 Mitglieder — der höchste Stand seit 2014. Die Linkspartei meldet in NRW einen Mitgliederanstieg von 284 in den ersten fünf Tagen nach der Wahl. Zum Vergleich: in den 23 Septembertagen zuvor waren es lediglich 142.
Bei der CDU geht der Trend ebenfalls nach oben. Die Neumitglieder werden jedoch in Sitzungen aufgenommen, könne die Partei daher noch nicht nennen. Auch die AfD nennt noch keine konkreten Zahlen zur Entwicklung ihrer Mitglieder in NRW. dpa