NRW nach der Landtagswahl Abitur: CDU/FDP will die (prinzipielle) Rückkehr zu G9
In der vierten Sitzung der Koalitionsgespräche zwischen CDU und FDP stehen Schulthemen auf der Tagesordnung. Die Rolle rückwärts steht an: Nun soll G9 G8 ablösen - im Prinzip.
Düsseldorf. CDU und FDP haben sich bei ihren Koalitionsverhandlungen darauf verständigt, spätestens ab dem Schuljahr 2019/2020 wieder „prinzipiell“ zum Abitur nach neun Jahren zurückzukehren (G9). Dazu werde es eine „Leitentscheidung“ geben, kündigten der designierte Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) und FDP-Fraktionschef Christian Lindner an.
Die Gymnasien, die bei G8 bleiben wollen, sollen dafür aber eine „unbürokratische Entscheidungsmöglichkeit“ eingeräumt bekommen. Alle anderen Schulen wechseln automatisch zu G9. Man habe den Schulen mit dem Verzicht auf völlige Wahlfreiheit „kontroverse Diskussionen“ ersparen wollen.
Lindner stellte über einen „Stärkungspakt“ nicht nur künftigen G9-, sondern auch G8-Gymnasien zusätzliche Ressourcen in Aussicht, um eine individuellere Förderung und stärkere Differenzierung gewährleisten zu können. Ob die Rückkehr zu G9 erst mit der dann neuen Jahrgangsstufe 5 beginnt, ist noch nicht entschieden, laut Lindner aber wahrscheinlich. Das würde bedeuten, dass alle Schüler, die bis dahin auf ein Gymnasium wechseln, ihr Abitur noch nach acht Jahren machen.
Die Möglichkeit, innerhalb einer Schule zwischen G8 und G9 zu wählen, wird nicht eingeräumt. „Ob irgendwann einmal innerhalb einer Schule langsamere und schnellere Wege zum Abitur zugelassen werden, war jetzt kein Thema der Verhandlungen“, sagte Laschet. Er sprach davon, dass es weiter Ganztagsgymnasien geben werde, „aber G9 muss auch als Halbtagsangebot möglich werden“. Lindner rechnet damit, dass ähnlich wie in Hessen am Ende 80 bis 90 Prozent der Schulen zu G9 zurückkehren werden.
„Schüler müssen nicht immer noch jünger sein, wenn sie ihr Abitur machen“, reagierte Dorothea Schäfer, Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft NRW, gegenüber unserer Zeitung auf die Entscheidung. „Es ist aber wichtig, dass es eine einheitliche Regelung gibt.“ Dass Schulen sich noch über die Schulkonferenz für den Verbleib bei G8 entscheiden können sollen, kritisierte sie. „So wird keine Ruhe in die Debatte einkehren.“
Schwarz-Gelb will auch das Schulrecht bis auf die Erlassebene herunter durchsehen und gegebenenfalls modifizieren. Die Schulleitungen aller Schulformen sollen mit Schulverwaltungsassistenten unterstützt werden. Flüchtlingskinder ohne hinreichende Deutschkenntnisse sollen nicht mehr in Regelklassen unterkommen, sondern zunächst in speziellen Förderklassen unterrichtet werden.
Die Schulpflicht soll für sie über das 18. Lebensjahr hinaus womöglich bis zum Alter von 25 verlängert werden, um eine bessere Integration zu ermöglichen. Der Sekundarschule stellt Schwarz-Gelb in Aussicht, dass sie in ländlichen Gebieten, in denen sie die einzige verbliebene Schulform ist, auch noch zweizügig weiterbetrieben werden kann.