Raus aus dem teuren Dispo
Wer das Girokonto überzieht, muss bis zu 14 Prozent Zinsen zahlen. Doch es geht viel billiger.
Düsseldorf. Am Monatsende rutscht das Girokonto gern mal ins Minus. Nicht so schlimm, denken viele, alsbald kommt ja neues Gehalt und gleicht das Defizit wieder aus. Doch die entstehenden Kosten sind nicht zu unterschätzen. Dispokredite zählen zu den teuersten Darlehen überhaupt. Trotz Niedrigzinsphase verlangen Banken bis zu 14 Prozent Zinsen.
Wer übers Jahr gesehen mit durchschnittlich 5000 Euro in den Miesen steht, zahlt 700 Euro an seine Bank. Doch es geht viel preiswerter.
Deutlich preiswerter wird’s mit einem Abrufkredit. Das ist ein unabhängiges Kreditkonto, das eine individuell vereinbarte Kreditlinie rund um die Uhr bereithält. Teures Überziehen des Girokontos wird damit überflüssig. Preiswerte Institute wie die Volkswagen Bank bieten den externen Disporahmen bereits ab 3,99 Prozent Zinsen an.
Auch die Bank 11 (4,85 Prozent), die PSD Bank Hannover (6,57 Prozent) und die Allgemeine Beamten Kasse (6,75 Prozent) zählen zu den Top-Anbietern (Quelle biallo.de, Stand 1. März).
Die Kreditlinie geht weit über den üblichen Disporahmen hinaus. Häufig genehmigen Banken bis zu 25 000 Euro, manchmal auch mehr. Die Bereitstellung des Geldes ist kostenlos, Zinsen fallen nur für den tatsächlich in Anspruch genommenen Betrag an. Abrufkredite kann man bei vielen Banken unabhängig vom Vorhandensein eines Girokontos eröffnen. Öffentliche Geldinstitute wie Sparkassen knüpfen die Nutzung jedoch gern an das bankeigene Girokonto. In diesem Fall sollte man darauf achten, dass keine Kontogebühren anfallen — andernfalls schmälert sich der Zinsvorteil des Abrufkredits.
Die Tilgung des Abrufkredits ist ähnlich flexibel wie bei einem Dispokredit. Man zahlt entweder nur die anfallenden Zinsen oder eine geringe Mindesttilgung von ein bis zwei Prozent. Positiv: Höhere Rückzahlungsbeträge sind jederzeit in beliebiger Höhe erlaubt — ein Plus für alle, die unregelmäßige Zahlungseingänge haben oder baldigst einen größeren Geldeingang erwarten.
Geldexpertin Stefanie Laag von der Verbraucherzentrale NRW warnt davor, den Abrufkredit zusätzlich zum Dispo in Anspruch zu nehmen: „Da es sich in beiden Fällen um eine variable Verzinsung handelt, weiß man nicht, wie sich die Zinsen entwickeln werden.“
Bei steigenden Zinsen besteht Gefahr, in die Schuldenfalle zu tappen, falls das Girokonto bis zum Anschlag überzogen und zeitgleich Geld beim Rahmenkredit geborgt wird. Umsichtige Kreditnehmer automatisieren die Tilgung per Dauerauftrag und überweisen jeden Monat zumindest einen kleinen Betrag auf das Abrufkonto. Zugleich sollte man den Dispokredit nicht beanspruchen.
Auch mit einem Ratenkredit lassen sich teure Dispozinsen verringern. „Wer auf ein preiswertes Ratendarlehen umschuldet, holt das Girokonto aus dem Minus und mindert seine Zinslast“, sagt Claudia Kurzbuch von der Bundesarbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung.
Im Gegensatz zum Abrufkredit sind die Zinsen beim Ratenkredit unveränderlich — das macht die Schuldentilgung planbar. Wandelt man ein Kontominus von 1000 Euro zu 14 Prozent in einen Ratenkredit zu 4,5 Prozent Zinsen um, sinkt der Zinsaufwand von 104 auf 45 Euro. Sehr günstige Konditionen bieten aktuell die Oyak Anker Bank mit 4,65 Prozent sowie Barclaycard mit 4,75 Prozent an (Quelle biallo.de, Stand 1. März).
Tipp: Sparfüchse sollten auch auf die Bearbeitungsgebühren achten. Diese können bis zu 3,0 Prozent betragen.