Wenn Schlafen zum Stress wird
Atemaussetzer, innere Unruhe und rastlose Beine stören die Nachtruhe am häufigsten.
Düsseldorf. Müde sein bis zur Erschöpfung und trotzdem nicht schlafen können — diese Erfahrung machen viele Menschen mindestens einmal in ihrem Leben. Doch was tun, wenn die innere Unruhe zum Dauerproblem wird?
Der Schlafmediziner Reiner Wittke (Foto) ist Oberarzt an der Klinik für Pneumologie, Allergologie und Schlafmedizin der Kaiserswerther Diakonie in Düsseldorf.
Er behandelt Menschen, die nachts keine Erholung finden — manchmal obwohl sie das Gefühl haben, viel zu schlafen.
Fernseher gehören nicht ins Schlafzimmer, Bürolektüre nimmt man nicht mit ins Bett — es gibt viele Regeln, die zu einer guten Schlafhygiene beitragen sollen. Dennoch gelingt es vielen nicht, sich ausreichend zu entspannen.
Reiner Wittke warnt: „Wenn man die Grundprobleme nicht bewusst bearbeitet, kann die Schlafstörung chronisch werden.“ Ursachen können etwa ein zu hoher Leistungsanspruch an sich selbst oder ein nicht bewältigter Trauerfall sein.
Um die Ursachen für innere Unruhe zu finden, bietet sich nach einem Gespräch mit dem Hausarzt oft eine Psychotherapie an. Schlaftabletten empfiehlt der Mediziner aufgrund der Gefahr einer Abhängigkeit maximal für eine Dauer von zwei bis vier Wochen. Im Schlaflabor sollte ein körperliches Leiden ausgeschlossen werden.
Schläfrigkeit, Kopfschmerzen und Konzentrationsstörungen — das können Symptome für eine Schlafapnoe sein. Die nächtlichen Atemaussetzer, bei denen die Halsmuskulatur erschlafft, sind die häufigste Schlafstörung. „Der Sauerstoffmangel durch den Rachenverschluss löst eine Weckreaktion aus. Häufig folgt dann ein lautes Aufschnarchen, wenn die Atmung wieder einsetzt“, erklärt Reiner Wittke. „Häufig wird die Schlafstörung vom Partner bemerkt, der erschreckt feststellt, dass der Betroffene neben dem Schnarchen im Schlaf unregelmäßig atmet.“
Die Folge von Schlafapnoe sind ein erhöhtes Risiko für Herz- und Kreislauferkrankungen, Schlaganfall sowie Depressionen. In der Düsseldorfer Klinik werden Patienten bei Verdacht auf Apnoe einer Atmungs-, Bewegungs- und Schlafqualitätsanalyse unterzogen und bleiben zumeist zwei Nächte im Schlaflabor.
Bei diagnostizierter Apnoe gibt es zwei Ansätze: Zum einen werden die Lebensgewohnheiten überprüft. Alkohol und Übergewicht etwa begünstigen Schlafapnoe. Zum anderen wird häufig eine Überdrucktherapie (Sauerstoffgerät) eingesetzt. Durch eine Maske wird ein Luftstrom durch den Rachen geleitet, der einen Verschluss verhindert. Das Gerät wird von der Krankenkasse bezahlt. Manchmal kann aber auch eine spezielle Schlafweste oder Zahnschiene helfen. Medikamente wirken nicht.
Ein Kribbeln in den Beinen, das durch Ruhe verstärkt wirkt — die Symptome von Restless Legs (rastlose Beine) sind eindeutig. Dennoch ist noch nicht ausreichend geklärt, welche Prozesse genau hinter dem Phänomen stecken. Schlafmediziner Wittke: „Man weiß, dass es eine genetische Veranlagung dazu gibt und Eisenmangel eine Rolle spielt. Es ist auch bekannt, dass die Gabe von Dopamin zur Linderung beiträgt.“ Eine vollständige Heilung sei nicht möglich.
Anders sei es, wenn die „rastlosen Beine“ als Symptom für eine andere Erkrankung — etwa einen Bandscheibenvorfall — auftreten. Auch bei Restless Legs wird ein Besuch im Schlaflabor empfohlen, etwa um weitere Erkrankungen wie eine Apnoe auszuschließen.