Eine Bootsfahrt ist nicht immer lustig
Als Journalistin - wenn auch im Sabbatical - ist es ja quasi meine Aufgabe, aufzuklären und zu warnen. Selbst wenn das bedeutet, dass ich die dummen Fehler manchmal selbst machen muss. Also: Die erste Warnung muss nach meinen Erfahrungen in Vietnam natürlich lauten, niemals den Pass zu vergessen.
Das gibt nur Scherereien. Der zweite Rat ist für Reisen in Südostasien: Immer ganz genau nachfragen, erklären und Informationen bestätigen lassen. Am besten mehrfach. Hier mal zwei schöne Beispiele, wie man es machen beziehungsweise nicht machen sollte.
Der zweite Fall zuerst: Ich laufe auf der Insel Koh Rong zum Strand, als mich ein Kambodschaner anspricht. Ob ich nicht Lust auf einen Bootstrip hätte. Hab ich eigentlich immer. Übers Wasser zu tuckern passt super in mein Entschleunigungskonzept für die Tage am Meer. Für nur zehn Dollar könne ich sieben Stunden unterwegs sein, die Nachbarinsel sehen, fischen, schnorcheln, Wasser und Bier inklusive. Bier inklusive? Ja, Bier inklusive. Hört sich für mich nach einem extrem guten Angebot an, ich schlage zu.
Am kommenden Mittag stechen wir in See, fahren um Koh Rong herum und setzen ein paar Tagestouristen am Sok San Beach ab. Von dort geht es bis ans andere Ende der Bucht, wo wir mit Taucherbrille und Schnorchel versehen ins Wasser gejagt werden. Das Problem: Außer ein paar grauen Felsen gibt es nur blaues Wasser und weißen Sand zu sehen. Fische? Nö. Nach fünf Minuten bin ich wieder an Bord. Dann fahren wir zu drei verschiedenen Punkten - weiterhin alles vor Sok San Beach, wo wir fischen sollen. Das macht auch Spaß, bis ich einen Fisch gefangen habe - den ersten in meinem Leben -, dann ist die Vegetarierin in mir zufrieden mit ihrem Beitrag zum Abendessen der Gruppe und möchte weiterziehen. Aber die Crew an Bord lässt nicht locker, bis genug Fische für jeden gefangen sind - offenbar hat man für das im Preis inbegriffene Dinner nicht eingekauft. Ich will mir die Zeit mit einem meiner Inklusive-Biere vertreiben. "Es gibt aber nur eins pro Kopf", erklärt mir eine Britin, die mit den kambodschanischen Jungs an Bord arbeitet. Was? Das klang doch bei dem Ticketverkäufer am Strand ganz anders. Und als ich frage, wann es denn zur Nachbarinsel Koh Rong Samloem gehe, werde ich belehrt, das sei ein ganz anderer Trip, der dorthin führe. Eine Niederländerin an Bord schaut mich fragend an: "Haben wir jetzt also dafür bezahlt, zu einem einzigen Strand zu fahren und selbst unser Dinner zu fangen?" Jep, so sieht es wohl aus.
Zurück auf dem Festland in Otres Beach bin ich also gewarnt. Ich will einen Trip zu verschiedenen Inseln machen - wirklich diesmal. Also lasse ich den armen Mann im Touristenbüro fünfmal die Anzahl der Inseln wiederholen. Ganz genau erfrage ich, welche Mahlzeiten und Getränke enthalten sind, wie der Zeitplan aussieht. Und siehe da: Ich werde einen fabelhaften Tag haben, mit tollen Schnorchelstopps an Riffen mit großen Fischschwärmen und meterhohen Türmen aus Korallen und anemonenbesetzten Felsen - fürchterlich nervt mich nur eine irische Familie, die sich ständig kollektiv auf die Korallen stellt, um bessere Selfies zu schießen. Dass ich mehrfach auf die Zerstörungskraft dieses Verhaltens hinweise, beeindruckt niemanden.
Für den Adrenalinfaktor an diesem Tag indes sorge ich selbst: Beim Halt auf Koh Ta Kiev wandere ich am Strand entlang und trete um ein Haar auf eine winzige, aber gefährlich-giftgrüne Schlange. Als ich unserem Käptn das Foto zeige, das ich von dem kleinen Reptil gemacht habe, nickt er nur: "Yes. Venomous!" Ja, giftig. Dass ich das australische Outback ohne großen Schlangenkontakt überstehe, um dann auf einer kambodschanischen Insel fast gebissen zu werden, grenzt auch an Komik. Vielleicht ist es doch mal wieder Zeit fürs harmlose Rheinland, wo das Giftigste ein Köbes in der Düsseldorfer Altstadt ist, wenn man um eine Cola bittet.