Adieu Tristesse: Frankreich-Frauen im Aufwind
Bochum (dpa) - 2009 warben sie noch mit Nacktfotos um mehr Aufmerksamkeit, jetzt tun sie es mit Toren: Die Fußballfrauen aus Frankreich werden nach dem 4:0 über Kanada hoch gehandelt. Nun wollen sie beweisen, dass sie mittlerweile sogar mit Weltmeister Deutschland mithalten können.
Endlich ein Gesprächsthema, endlich im Rampenlicht. Noch lange nach dem Spiel standen Frankreichs Fußballfrauen bereitwillig Rede und Antwort. „Vor wenigen Wochen hat sich niemand für uns interessiert“, kommentierte die staunende Camille Abily das gewachsene Medieninteresse. Im „Finale“ um den Gruppensieg am Dienstag gegen Deutschland bietet sich die Chance auf weitere Schlagzeilen. Nicht zuletzt deshalb ist die Vorfreude von Mittelfeldspielerin Abily auf das Duell mit dem Weltmeister größer als der Respekt: „Natürlich sind die Deutschen die Nummer eins. Aber in einem Spiel können wir sie schlagen.“
Was hatten die Französinnen nicht alles versucht, um in der heimischen und männerdominierten Fußball-Nation für mehr Beachtung zu werben? Nacktfotos von vier Spielerinnen vor zwei Jahren in einem Magazin mit der Überschrift „Müssen wir uns erst ausziehen, damit ihr zu unseren Spielen kommt?“ sorgten zumindest vorübergehend für Diskussionsstoff. „Aber das hat nur zwei Monate funktioniert“, klagte Abily.
Die WM in Deutschland soll für mehr Nachhaltigkeit sorgen. „Les Bleues“ sind dabei auf einem guten Weg: Spätestens seit dem überraschend deutlichen 4:0 in Bochum über den Weltranglistensechsten Kanada wird das erstmals seit acht Jahren wieder bei einer WM vertretene Team von Trainer Bruno Bini hoch gehandelt.
Schließlich geht Frankreich mit einer makellosen Bilanz von sechs Punkten und 5:0 Toren in die Partie gegen den Gastgeber. Die ungewohnt große Kulisse im ausverkauften Mönchengladbacher Stadion kann die zweifache Torschützin Gaetane Thiney nicht schrecken: „Es gefällt uns, vor vielen Zuschauern zu spielen. Gegen Deutschland anzutreten, wird für uns eine große Freude sein.“
So chancenlos wie beim 1:5 gegen die DFB-Elf während der EM 2009 in Finnland wird Frankreich wohl nicht mehr sein. Nicht nur der bisherige WM-Verlauf spricht für ein Duell auf Augenhöhe. Schon bei der Niederlage im Champions-League-Finale gegen Olympique Lyon vor wenigen Wochen bekam in Titelverteidiger Turbine Potsdam ein deutsches Team das gestiegene Niveau des französischen Frauenfußballs zu spüren. „Dieser Sieg hat bei uns für neues Selbstbewusstsein gesorgt“, sagte Abily.