Anders als die Männer: Französinnen mit Teamgeist

Bochum (dpa) - Nach dem 1:0 im ersten WM-Spiel gegen Nigeria winkt Frankreich das erhoffte Gruppen-„Finale“ gegen Deutschland. Vor dem vermeintlichen Showdown am 5. Juli gegen den Titelverteidiger will das Team von Trainer Bruno Bini im Duell mit Kanada ein weiteres Ausrufezeichen setzen.

„Wir werden bis zum Schluss um den ersten Platz kämpfen. Die drei Vorrundenpartien sind allesamt Endspiele für uns“, sagte Bini mit Bezug auf die Partie am Donnerstag in Bochum.

Ein Jahr nach dem desolaten und peinlichen Auftritt der französischen Männer bei der WM in Südafrika schickt sich das Frauen-Team an, das beschädigte Image des heimischen Fußballs zumindest in Ansätzen aufzupolieren. Bini selbst verschwendet daran jedoch keinen Gedanken. Die Idee, dass sein Team die Fußball-Nation vom Makel aus dem Vorjahr befreien könnte, hält er für abwegig und verweist en passant auf die Qualitäten seiner Spielerinnen. „Das ist etwas Gewachsenes. Das ist nicht die Reaktion auf irgendetwas. Es ist etwas anmaßend, so zu denken“, sagte er der „Süddeutschen Zeitung“.

Doch ein wenig von dem Teamgeist, der Binis Frauen um die hochgelobte Mittelfeldspielerin Louisa Nécib auszeichnet, hätte der Équipe Tricolore in Südafrika gutgetan. Immerhin zehn Spielerinnen, die mit Lyon das Champions-League-Finale gegen Potsdam gewannen, stehen im Aufgebot. Nicht zuletzt deshalb wird Frankreich von vielen Fachleuten nicht erst seit dem Sieg über Nigeria zum Kreis der Titelaspiranten gezählt. Zum Verdruss von Bini: „Es würde mich interessieren, wer so etwas behauptet.“

Der größere Druck vor der Partie lastet ohnehin auf den Schultern seiner Trainerkollegin Carolina Morace. Nach dem 1:2 im offiziellen WM-Eröffnungsspiel gegen Deutschland kann sich der Weltranglisten-6. aus Kanada keine weitere Niederlage erlauben. Zu allem Überfluss hat sich Torgarantin Christine Sinclair im Berliner Olympiastadion einen Nasenbeinbruch zugezogen. Doch ähnlich wie am Sonntag, als sie eine Auswechslung ablehnte, will die Spielführerin auch am Donnerstag trotz ihres Handicaps keine Minute verpassen.

Beim Abschlusstraining am Mittwochabend in Bochum versuchte es Sinclair mit einer Gesichtsmaske. Doch erst wenige Stunden vor dem Anpfiff will Morace nach Rücksprache mit dem Teamarzt und der Spielerin über einen Einsatz befinden. „Wir haben ein Problem, deshalb sind wir auch so nervös. Christine ist eine der besten Spielerinnen der Welt. Aber wir haben im Training schon einmal so getan, als ob sie nicht dabei wäre“, sagte Morace.