Gute Stimmung, wenig Tore - Jones' positive Bilanz

Berlin (dpa) - Gut besetzte Stadien und ansehnliche TV-Einschaltquoten, doch sportlich läuft längst noch nicht alles rund. Vor allem was die Anzahl der Tore angeht, hat die Fußball-WM der Frauen in Deutschland die hohen Erwartungen bisher nicht erfüllen können.

Ganze 14 Mal fand der Ball in den ersten acht Vorrundenbegegnungen den Weg ins gegnerische Tor. Vor vier Jahren hatten die Stürmerinnen zum gleichen Zeitpunkt schon 39 Mal ins Schwarze getroffen. „Einige Mannschaften hatten Probleme mit dem ersten Spiel im Turnier und haben Nervosität gezeigt“, lautet die Erklärung von Bundestrainerin Silvia Neid für die Torarmut auf dem Rasen.

Der Begeisterung auf den Rängen tat dies keinen Abbruch: Sie erinnerte an das Sommermärchen 2006, wenn auch alles familiärer und eine Nummer kleiner wirkt. In Sachen Organisation und Atmosphäre braucht das Turnier in neun deutschen Städten den Vergleich mit der Männer-WM vor fünf Jahren indes nicht zu scheuen. „Es ist ein Traum, dass wir in Deutschland dabei sein dürfen, es ist eine wundervoll organisierte WM“, schwärmte der kolumbianische Trainer Ricardo Rozo.

„Die Frauen-WM ist nach einem stimmungsvollen Start in Berlin nun im ganzen Land angekommen. Dafür sprechen tolle Zuschauer-Kulissen in den Stadien. Das ist die Bühne, die wir uns immer für die Spielerinnen aus aller Welt gewünscht haben“, lautete die zufriedene Zwischenbilanz von WM-OK-Chefin Steffi Jones nach vier Spieltagen. Sie habe noch kein Spiel ohne „La Ola“ erlebt.

Einen regelrechten Hype löste die DFB-Elf aus, die beim 2:1-Auftaktsieg gegen Kanada gleich für Superlative sorgte: 73 680 Zuschauer im Berliner Olympiastadion bedeuteten die viertgrößte Kulisse, die je ein Frauenfußballspiel angelockt hat. 15,37 Millionen vor den Fernsehgeräten gab es zuvor auch noch nie bei einer Frauen-Partie.

Die Fanmeilen im ganzen Land platzten bei der Übertragung aus Berlin aus allen Nähten, bei den übrigen Partien hielt sich die Partystimmung des Public Viewing in Grenzen. Bei der Begegnung USA - Nordkorea verloren sich in der Dresdner Partyzone nur wenige hundert Anhänger, während das benachbarte Rudolf-Harbig-Stadion zum Topspiel der Gruppe C gut gefüllt war. Allerdings haben die teilnehmenden Mannschaften auch deutlich weniger Anhänger mit nach Deutschland mitgebracht als dies beim Turnier vor fünf Jahren der Fall war.

Sportlich bot das Turnier Erwartetes: Trotz überwiegend knapper Resultate kam in den Partien der ersten Runde nur selten echte Spannung auf. Ein Grund dafür dürfte die miserable Chancenverwertung sein, wobei Kerstin Garefrekes im Eröffnungsspiel den „Vogel abschoss“, als sie aus drei Metern das leere kanadische Tor verfehlte.

Dennoch zieht Steffi Jones vorerst ein positives sportliches Fazit: „Die bislang knappen Ergebnisse sprechen dafür, dass das Teilnehmerfeld enger zusammengerückt ist. Auch die vermeintlich kleineren Frauenfußball-Nationen können mithalten.“ Für Silvia Neid ist es das „Schöne an dieser Weltmeisterschaft, dass es spannend wird bis zum Schluss und dass vielleicht Mannschaften sich nach der Vorrunde verabschieden müssen, mit denen keiner gerechnet hat.“

Der guten Stimmung auf den Rängen taten die meist schwachen Leistungen der Angreiferinnen keinen Abbruch. „Die Atmosphäre war wirklich großartig. Man kann die Unterstützung der Fans auf dem Rasen förmlich spüren“, sagte die schwedische Abwehrspielerin Sara Thunebro nach dem 1:0 in Leverkusen gegen Kolumbien. Sogar Nordkoreas abgeschottete Spielerinnen tauten bei dem freundlichem Empfang auf. Nach dem 0:2 gegen die USA wurde das Team von 500 Dresdner Fans bei der Abfahrt aus dem Rudolf-Harbig-Stadion beklatscht. Die Spielerinnen antworteten mit einem zwar verhaltenen, dennoch aber herzlichen Winken auf die Sympathiebekundungen.