Das gallische Dorf
Olaf Kupfer: Mein Tagebuch
Wo sind sie denn alle hin? Um Bochum machen die Kollegen einen großen Bogen. In Bochum bin ich nahezu allein. Hier ist zwar das Stadion hübsch und teuer hergerichtet, aber nichts ist los. Nordkorea gegen Kolumbien, beide längst ausgeschieden. Nicht mal Grönemeyer singt. Da bleibt der gewöhnliche Frauenfußball-Liebhaber auch schon mal zu Hause und schaltet Sat.1 ein: „Einspruch! Die Show der Rechtsirrtümer“. Ich hingegen decke einen der größten Irrtümer des Fußballs auf: Dass dort, wo WM draufsteht, immer auch pure Begeisterung drin ist. Da macht Bochum einfach nicht mit. Wie ein gallisches Dorf gegen den Vermarktungswahnsinn. Irgendwie sympathisch. Dumm gelaufen ist dieser Tag auch für Nordkorea. Da könnte die Welt auf dieses Spiel, diesen Fußball, diese Mannschaft blicken. Und was passiert? Pyeongchang jubelt über Olympia 2018. Die Stadt aus Süd- und nicht Nordkorea. Den Staatsfeind bejubelt die Welt und Nordkorea nicht einmal Bochum. Während also in Durban über München gerichtet wurde, sitze ich hier, mit geräumig viel Platz um mich herum. Und finde das ausgesprochen gut. Denn wer nicht an das untere Ende der Nahrungskette geblickt hat, der hat die WM nicht erlebt. Pah!