Kommentar Klopp schickt Deutschlands Fußball-Romantiker in die Depression: Was der RB-Deal zeigt
Meinung · Jürgen Klopp hat mit seinem Wechsel zu Red Bull ein Volk von Fußball-Romantikern auf einen Schlag in die Depression geschickt. Klar sind jetzt vor allem zwei Dinge. Ein Kommentar.
Die Reaktionen auf die Meldung, dass sich der Fußballtrainer Jürgen Klopp ab Januar 2025 einer neuen Aufgabe im Brause-Imperium von Red Bull verschreibt, sind schon jetzt legendär. Der vielleicht beliebteste Fußballtrainer Deutschlands hat ein Volk von Fußball-Romantikern auf einen Schlag in die Depression geschickt. Die hätten sich den ewigen Volkshelden von Mainz, Dortmund und Liverpool niemals in Diensten jenes Klubs vorstellen können, der im deutschen und internationalen Fußball für die kapitalistische Ausschlachtung aller Fußballer-Träume steht. Red Bull schlägt seit Jahren viel Hass entgegen in den Stadien, weil das Imperium in Deutschland einst den SSV Markranstädt aufkaufte und mit halbseidenen Vereinsstrukturen und kuriosen Mitgliederverboten daraus RB Leipzig zimmerte, das sich mit Abermillionen an Euros in Deutschlands Eliteliga siegte. Fußballfans wollen so etwas nicht akzeptieren. Arbeit, Schweiß und Tradition sind ihre Normen. Nicht das Scheckheft einzelner Milliardäre. Und wenn sie es hinnehmen müssen, dann wollen sie es niemals lieben.
Jürgen Klopp haben hingegen fast alle geliebt. Weil der Trainer mit dem strahlenden Lächeln über Jahrzehnte verkauft hat, die Normen dieser Anhänger zu seinen eigenen gemacht zu haben. Klopp hat nicht nur in Mainz, Dortmund und Liverpool, sondern bei allen Bewunderern seines Auftritts eine enorme Fallhöhe aufgebaut, die er jetzt mit seinem überraschenden Engagement als Lenker und Inspirator dieser durch und durch umstrittenen Denkschule negativ ausreizt. Dabei muss man es wohl so nüchtern sagen: Man darf davon ausgehen, dass sich Klopp dieser vielfachen Analyse bewusst war, als er in den RB-Kosmos eingetaucht ist.
Seine Motivation dürfte ein bisschen im Geld, mehr aber in den grenzenlosen Möglichkeiten liegen, die ihm inhaltlich bei RB begegnen werden. Hinzu kommt ein Arbeitsumfeld, in dem er sich seine Einsätze wesentlich freier und eigensinniger einteilen kann das im Trainergeschäft möglich war. Nur klar sind zwei neue Sicherheiten: Sein Ruf leidet unter dieser Entscheidung. Und sein möglicher Erfolg wird dieses Mal allen schlicht egal sein.