Frauen-WM 2015 Game over für die Gastgeberinnen

Das tränenüberströmte Aus des Gastgebers der Frauen-WM dürfte Deutschland bekannt vorkommen — dennoch ist das Problem in Kanada anders gelagert: Es fehlt an Qualität. Mit einer einzigen Ausnahme.

Kadeisha Buchanan (l) war nach dem Schlusspfiff nur schwer zu trösten. Foto: Bob Frid

Foto: Bob Frid

Vielleicht ist es das einzige gute Signal aus Sicht des gescheiterten Gastgebers dieser Frauen-WM, dass die herzzerreißendste Sequenz die mit Abstand beste Spielerin lieferte. Wie Sturzbäche quollen die Tränen aus den Augen von Kadeisha Buchanan. Und das Rinnsal wollte gar nicht versiegen, weswegen die Macher vom kanadischen Fernsehsender CTV auch lieber bei der erst 19-jährigen Verteidigerin mit dem schwarz-roten Rasta-Zopf blieben anstatt auf Christine Sinclair und ihr Haarband zu zoomen. Klar, die mittlerweile 32-jährige Starstürmerin weinte ebenso, weil ein Traum geplatzt war. „Die WM ist Kanadas Chance, sich in den Frauenfußball zu verlieben“, hatte die Stilikone vorher oft betont. Doch die Liebe ist ein seltsames Spiel. Nichts kann seit Samstagabend mehr entflammen. 1:2 (1:2) gegen England. Aus im Viertelfinale. Daran änderte auch der Kreis nichts mehr, den Torschützin, Kapitänin und Sprachrohr Sinclair („Ich bin trotzdem sehr stolz auf mein Team und ich hoffe, dass unser Land auch stolz auf uns ist“) noch auf dem Kunstrasen in Vancouver mit den Mitspielerinnen schloss.

Buchanan macht Hoffnung

„Sie hat das Wort ergriffen, um uns aufzumuntern. Das Turnier ist für uns beendet, aber es liegen noch großartige Erlebnisse vor uns“, berichtete Buchanan. Wenn es eine Hoffnung auf bessere Zeiten gibt, dann verkörpert sie diese athletische Abwehrspielerin. Sie bringt taktisches und technisches Können ein, das bald exemplarisch für die Defensivarbeit im Frauenfußball stehen kann. Nicht nur kanadische Kommentatoren sind ja der Meinung, das Talent sei als Verteidigerin verschenkt gewesen. Denn dazwischen — vorne Sinclair, hinten Buchanan — klaffte das größtmögliche Qualitätsloch.

Kanadas Aus ist schlecht für die WM

Ziemlich sicher ist, dass das Aus des Ausrichters dieser siebten Frauen-WM nicht gut tun wird. Allein die Auswahl der Halbfinalorte, Montreal und Edmonton, ist ungeeignet, vor Ort prickelnde Fußball-Atmosphäre aufkommen zu lassen. Das immerhin ist zuletzt bei den beiden K.o.-Spielen der Kanadierinnen in Vancouver vor einem begeisterungsfähigen Publikum gelungen. Und das Finale am 5. Juli im BC Place ist so oder so ausverkauft. Auch wenn der CTV-Kommentar sich verabschiedete, als sei der Vorhang gefallen: „Canada — the game is over!“