Steinhaus: WM-Finale ein „einmaliges Erlebnis“
Frankfurt/Main (dpa) - Für Bibiana Steinhaus war das Finale der Frauen-WM ein „einmaliges Erlebnis“. Sie sei immer noch dabei, die Eindrücke „zu verarbeiten“, sagte die deutsche Schiedsrichtern auf der Internetseite des DFB.
Steinhaus hatte vor 48 817 Zuschauern in der Frankfurter Arena das Endspiel zwischen Weltmeister Japan und den USA geleitet und dabei zusammen mit ihren Assistentinnen eine fast tadellose Leistung gezeigt. Nur bei einer knappen Abseitsentscheidung gegen die Japanerinnen Mitte der zweiten Halbzeit lag die 32-Jährige knapp daneben.
„Mit der Endspiel-Nominierung ist für mich ein Traum in Erfüllung gegangen“, sagte Steinhaus. „Es war eine große Ehre, als deutsche Schiedsrichterin das Finale dieser fantastischen WM leiten zu dürfen“, meinte die Polizeibeamtin, die in der kommenden Saison weiter in der Zweiten Liga zum Einsatz kommen wird.
Vor dem Finale hatte sie bereits zwei Partien in der Vorrunde geleitet. Als „absoluten Gänsehaut-Moment“ bezeichnete Steinhaus die Medaillen-Übergabe nach der Partie. Schon als Steinhaus vor dem Finale den Rasen der Arena betreten hatte, war sie von den Fans mit großem Beifall empfangen worden.
Tosender Applaus tönte bereits eine halbe Stunde vor dem WM-Endspiel durch das Frankfurter Stadion - als die Schiedsrichterin den Rasen betrat. Eine überaus seltene Ehre im Fußball. Im Spiel leistete sich dann nur einen Patzer. „Das haben wir uns hart erarbeitet, aber ein bisschen Glück gehört natürlich auch dazu“, sagte Steinhaus vor ihrem großen Auftritt.
In der 18. Minute hatten Steinhaus und ihre Assistentinnen Marina Wozniak (Herne) und Katrin Rafalski (Bad Zwesten) die erste knifflige Situation, als US-Girl Megan Rapinoe aus abseitsverdächtigen Position von links aufs japanische Tor zustürmte und das Außennetz traf. Doch das Trio lag goldrichtig, als es das Spiel laufen ließ.
Auch bei einigen hitzigen Zweikämpfen nach der Pause war die Schiedsrichterin im roten Trikot stets Frau der Lage - bis zur 64. Minute: Da wäre Japans Wirbelwind Shinobu Ohno durch gewesen, doch Steinhaus pfiff Abseits. Eine Zentimeter-Entscheidung kurz vor dem 1:0 der USA, aber die Fernsehbilder bewiesen: Die Schiedsrichterin und ihre Assistentin lagen falsch. Genau richtig war aber dann die Rote Karte für Azusa Iwashimizu wegen einer Notbremse in der 120. Minute.
Vor dem Anpfiff hatte Steinhaus noch die feierlichen Minuten genossen. Dann ging es los für die einzige Schiedsrichterin im deutschen Männer-Profifußball. Als Steinhaus für alle hörbar energisch anpfiff, da rollte bereits „La Ola“ durch die Arena. Und auf den Rängen saßen ein paar Zuschauer in schwarzen T-Shirts mit der Aufschrift: „Bibiana-Fans“. Auch vor der Verlängerung blieb Steinhaus locker und plauderte lächelnd mit US-Spielführerin Christie Rampone.
Ihr Vater Horst-Dieter und ihr Förderer Wolfgang Illhardt beim SV Bad Lauterberg hatten sicherlich nicht geahnt, dass die blonde Bibiana eines Tages ein WM-Endspiel leiten würde, als sie sie 1995 zum ersten Schiedsrichter-Lehrgang schickten. „Es gab häufig mal Abseits-Diskussionen am Frühstückstisch“, erinnert sich Steinhaus an ihre Anfangszeit.
Die Unparteiische ging ihren Weg durch alle Frauen-Klassen und bis in die 2. Männer-Bundesliga, wo sie bis heute 31 Spiele pfiff. Als einzige deutsche Schiedsrichterin bei der WM bewährte sich Steinhaus in der Vorrunde bei USA - Nordkorea (2:0) und Brasilien - Äquatorialguinea (3:0). Nach dem Viertelfinal-Aus der deutschen Mannschaft durfte sie sich plötzlich Hoffnungen auf das Endspiel machen. Ihre erste WM-Teilnahme war jedenfalls lehrreich, auch auf dem erhofften Weg in die 1. Männer-Bundesliga.